Sehr vernünftig
Wenn Vernunft und Emotion gegeneinander antreten, haben sachliche Argumente meistens das Nachsehen. Der Begriff Citymaut ist gewissermaßen der Startschuss für so ein ungleiches Rennen, und Maria Vassilakou von den Wiener Grünen hat es ausgelöst. Die Vizebürgermeisterin spricht sich – nicht zum ersten Mal – dafür aus, dass Autofahrer zahlen sollen, wenn sie in die Stadt hineinfahren wollen. Ob das nur Fahrzeuge betreffen soll, deren Kennzeichen kein W vorne haben, oder auch Wiener, die etwa in bestimmte Zonen wollen, ist noch gar nicht ausdiskutiert. Aber in vielen Gehirnen verabreden sich die Neurotransmitter bereits zur Blockade.
Natürlich muss eine Citymaut mit einem bundesländerübergreifenden Ausbau von Öffis einhergehen. Doch anstatt sich darüber den Kopf zu zerbrechen, drückt Verkehrsminister Norbert Hofer den Emotionsknopf und droht Wien allen Ernstes damit, den Geldhahn bei der Mitfinanzierung des U-Bahn-Baus abzudrehen.
Dabei würde es sich lohnen, die Ausgangslage zu überprüfen und vorliegende Erfahrungen zu vergleichen. Was wir alle nicht wollen, sind umweltgiftige Blechschlangen, die durch die Stadt schleichen. London hat sich vor 15 Jahren getraut, im Herzen der Stadt die Citymaut einzuführen. Bilanz: ein Drittel weniger Staus, ein Fünftel weniger CO -Emissionen. Noch bessere Ergebnisse brachte die Citymaut in Mailand und Stockholm. Sehr vernünftig.