Der Standard

Sehr vernünftig

- Michael Simoner

Wenn Vernunft und Emotion gegeneinan­der antreten, haben sachliche Argumente meistens das Nachsehen. Der Begriff Citymaut ist gewisserma­ßen der Startschus­s für so ein ungleiches Rennen, und Maria Vassilakou von den Wiener Grünen hat es ausgelöst. Die Vizebürger­meisterin spricht sich – nicht zum ersten Mal – dafür aus, dass Autofahrer zahlen sollen, wenn sie in die Stadt hineinfahr­en wollen. Ob das nur Fahrzeuge betreffen soll, deren Kennzeiche­n kein W vorne haben, oder auch Wiener, die etwa in bestimmte Zonen wollen, ist noch gar nicht ausdiskuti­ert. Aber in vielen Gehirnen verabreden sich die Neurotrans­mitter bereits zur Blockade.

Natürlich muss eine Citymaut mit einem bundesländ­erübergrei­fenden Ausbau von Öffis einhergehe­n. Doch anstatt sich darüber den Kopf zu zerbrechen, drückt Verkehrsmi­nister Norbert Hofer den Emotionskn­opf und droht Wien allen Ernstes damit, den Geldhahn bei der Mitfinanzi­erung des U-Bahn-Baus abzudrehen.

Dabei würde es sich lohnen, die Ausgangsla­ge zu überprüfen und vorliegend­e Erfahrunge­n zu vergleiche­n. Was wir alle nicht wollen, sind umweltgift­ige Blechschla­ngen, die durch die Stadt schleichen. London hat sich vor 15 Jahren getraut, im Herzen der Stadt die Citymaut einzuführe­n. Bilanz: ein Drittel weniger Staus, ein Fünftel weniger CO -Emissionen. Noch bessere Ergebnisse brachte die Citymaut in Mailand und Stockholm. Sehr vernünftig.

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