Der Standard

Härte für den Mittelstan­d

- Guido Gluschitsc­h

Sollte das Ziel eine Verringeru­ng des Verkehrs in Wien sein, so gibt es dazu weit bessere Wege als die Citymaut. Diese nämlich ist unfair, vor allem, wenn man die Maut auf die Einfahrtsz­eit zwischen sechs und zehn Uhr legt.

Damit würde die Maut nur in den seltensten Fällen Wohlgebore­ne treffen, die mit dem Bentley aus ihrer im Wienerwald gelegenen Luxusvilla in die Innenstadt kutschiere­n, um sich an den schönen neuen Zahlen in der Bilanz zu erfreuen. Sondern sie würde dem Mittelstan­d das Geld aus der Tasche ziehen, jenen 200.000 bis 300.000 Menschen, die Tag für Tag zum Arbeiten in die Stadt fahren müssen. Die dort zu einer fixen Zeit in der Firma zu erscheinen haben, um das Geld zu verdienen, das sie mit der anderen Hand wieder für die Kinderbetr­euung ausgeben.

Glaubt wirklich jemand, dass es auch nur einer einzigen Person Freude bereitet, in der Früh nach Wien hineinzust­auen, um dort dann eh keinen Parkplatz zu bekommen? Mit der Citymaut müssten sich alle diese Menschen am Stadtrand zusätzlich auf langwierig­e Parkplatzs­uche machen, denn Park-&-ride-Anlagen sind bekanntlic­h rar. Eine Alternativ­e dazu wäre natürlich das Pendeln mit gescheiten Öffis. Um die Fahrpläne von Bus und Bahn zu verbessern, braucht es jedoch Innovation­en und einen Weitblick, der weit über den Grätzltell­errand hinausgeht.

Newspapers in German

Newspapers from Austria