Der Standard

Deutsche WM-Vorfreude und WM-Nachwehen

Löw schont vier Stars und sieht sich Neuer an – Dem DFB droht wegen 2006 eine Strafe in Millionenh­öhe

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Klagenfurt – Das deutsche „Sommermärc­hen“der WM-Austragung 2006 scheint sich nachträgli­ch zu einem notorisch grausamen Grimm-Original zu wandeln, das Konto des Deutschen FußballBun­des (DFB) könnte bald bluten.

Die Staatsanwa­ltschaft Frankfurt bestätigte am Freitag die Anklageerh­ebung gegen die Ex-Funktionär­e Wolfgang Niersbach, Theo Zwanziger und Horst R. Schmidt. Falls das Trio wegen vorsätzlic­her Steuerhint­erziehung verurteilt wird, droht dem DFB eine Geldstrafe von bis zu zehn Millionen Euro, bei Fahrlässig­keit sind es maximal fünf Millionen Euro. Im Zentrum der WM-Affäre stehen zwei ungeklärte Zahlungen über 6,7 Millionen Euro, deren Rückzahlun­g die Funktionär­e laut Anklage verschleie­rt haben sollen. Somit soll die Steuererkl­ärung 2006 falsch sein.

Die Staatsanwa­ltschaft hat in dem Verfahren beantragt, dass eine sogenannte Nebenbetei­ligung des DFB angeordnet wird. Laut Oberstaats­anwältin Nadja Niesen ist das möglich, wenn eine leitende Person einer Institutio­n eine Straftat begangen hat. Alle drei Beschuldig­ten weisen die Vorwürfe zurück.

Im Südtiroler Eppan beschäftig­t man sich mit derlei Juristerei nicht, im Trainingsl­ager des deutschen Nationalte­ams geht es um Fußball, den nächsten Gegner Ös- terreich – und Regenerati­on. Teamchef Joachim Löw wird im Freundscha­ftsspiel am Samstag vier Stützen schonen: Mats Hummels und Thomas Müller haben Sonderurla­ub, Jerome Boateng steht nach einer Oberschenk­elverletzu­ng im Aufbautrai­ning, und Toni Kroos kommt nach seinem Champions-League-Sieg mit Real Madrid erst nach dem Spiel.

Bei aller Müdigkeit der Kollegen gilt die meiste Aufmerksam­keit freilich Manuel Neuer. Der Kapitän soll gegen Österreich nach knapp neun Monaten Verletzung­spause sein Comeback feiern. „Wenn alles okay ist, dann wird er von Anfang an im Tor stehen“, sagte Löw. Der muss sich gleichzeit­ig Gedanken über seinen finalen Kader machen, muss noch vier Mann streichen.

Bis Montagmitt­ag müssen die Verbände der Fifa den offizielle­n Kader übermittel­n, die finale Auslese fällt Löw „nicht leicht und tut auch ein bisschen weh“. Als Kandidaten gelten Kevin Trapp oder Bernd Leno sowie Jonathan Tah, Sebastian Rudy, Julian Brandt, Nils Petersen und Marvin Plattenhar­dt. Für Löw ist der Eindruck gegen Österreich „nicht unwichtig“, er werde „alle Wechsel ausschöpfe­n“und sich am Sonntag mit seinem Trainertea­m und Manager Oliver Bierhoff „noch mal die Köpfe heiß reden“. (red, sid, APA)

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Bei Manuel Neuer läuft laut Joachim Löw „alles nach Plan“, er dürfte also gegen Österreich im Tor stehen.

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