Diva Netrebko
Sommernachtskonzert der Wiener Philharmoniker
Wien – Die Natur wird gerne zum Richter über Gelingen und Misslingen des sommerlichen Konzertes: Im Falle der Dienstreise der Philharmoniker nach Schönbrunn ist insofern den infrage kommenden Wettermachern – Zufall, Gott oder Klimawandel – zu danken. Sie inszenierten heuer gütige Temperaturen. In deren Genuss kommt auch Oscar-Preisträgerin Charlize Theron, die an sich auf dem Life Ball erwartet wird. Frühere Sommernachtskonzerte wurden jedenfalls gerne regenmäßig heftig bestürmt; die philharmonische Chronik kennt sogar Absagen des Freiluftevents, nachdem ihn der Winter spontan besucht hatte.
Das diesjährige Motto „Italienische Nacht“allerdings provozierte keinen Trotz der Wettermacher. Die Philharmoniker und Dirigent Valery Gergiev eröffneten – umrahmt von sommerlicher Milde – deftig mit Rossinis Tell- Ouvertüre. Bedingt durch die eher blecherne Unterstützung der Tonanlage erlangte das Stück dann eher herben Charakter. Je intimer die Musik, desto akzeptabler aber der Lautsprecherklang. Bei Verdis La forza- Ouvertüre kam die sensible Art des instrumentalen Musizierens etwas würdevoller zum Vorschein.
Dann die Sopranistin. Anna Netrebko setzte zu Cileas Io son l’umile ancella an und führte den Gefühlsgehalt der Linien mit samtigem Timbre in intime Bereiche. Später nahm sie Puccinis Vissi d’arte, vissi d’amore recht pathetisch. In den Höhen ist sie die Königin der makellosen Pianissimogeste. Bei Puccinis O mio babbino caro aus Gianni Schicchi wurde die Gabe ausgekostet.
Insgesamt ein Programm der Klassikhits: Mascagnis Intermezzo, Verdis AidaTriumphmarsch, Prokofjews Montagues und Capulets – es waren kurzweilige Ausflüge ins Süffige. Auch dank Gergiev. Er dirigierte mit jener Innenspannung, die ihm zu eigen sein kann. Was den Klangeindruck betrifft, lohnt es jedoch, auf ein baldiges Erscheinen der Sommernachts-CD (bei Sony) zu hoffen. Oder auf den technischen Fortschritt bezüglich der Tonanlage für 2019.