„Ich bin mehr als HIV-positiv“ Es ist der erste Life Ball nach ihrem Outing: Conchita wird die Eröffnung comoderieren. Warum sie dennoch nicht über ihre Krankheit reden will.
Conchita: STANDARD: Life Ball? Ja, Erinnern zumindest Sie sich an Teile an Ihren davon. ersten
hen Conchita: Standard: Morgenstunden. Nein Wahrscheinlich (lacht). Ich muss nicht an um die die frü- 18 gewesen band, Truppe, ich der sein. war auch allerdings Wir hatten auf der der damals Bühne Einzige diese war. aus Boy- Da- der mals tapfere gab Schneiderlein. es ein Märchenmotto, ich war das
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ge: Standard: Wie kann Es stellt man sich Glamour nach wie und vor Ausgelas- die Frasenheit mit einer ernsten Sache unter einen Hut bringen? Was antworten Sie? Conchita: Wenn man Menschen etwas sagen möchte, ist es besser, man macht es auf eine positive Art und Weise! Wir alle werden gerne unterhalten, wir alle sehen gerne Promis. Und wir alle schätzen den erhobenen Zeigefinger etwas weniger.
Standard: Offensichtlich ist das Verhältnis zwischen Party und Ernst durcheinandergeraten, sonst hätte man den Ball vor zwei Jahren nicht ausgesetzt. Conchita: Das war Gerys Keszlers Einschätzung. Im Nachhinein habe ich sie verstanden. Im Vergleich vor und nach der Pause kann ich sagen: Jetzt ist der Ball besser.
Standard: Für Sie ist es der erste Ball nach Bekanntmachung Ihres HIV-Status. Gehen Sie mit einer anderen Haltung zum Ball? Conchita: Dass ich meinen Status öffentlich gemacht habe, hat mich befreit. Wie die Reaktionen am Ball sein werden, weiß ich nicht. Das kann ich danach sagen.
Standard: Sie könnten sich jetzt erst recht als Testimonial für die Sache fühlen. Conchita: Ich bin einer von unzähligen HIVPositiven und zufälligerweise einer von denen, die es öffentlich gemacht haben. Aus. Fertig. Ich sehe mich in keiner anderen Rolle als sonst. Ich bin mehr als HIVpositiv.
Standard: Hat Sie die öffentliche Aufmerksamkeit überrascht, als Sie Ihren HIV-Status publik gemacht haben?
Conchita: Ich habe mich nicht damit beschäftigt. Ich habe sie mitgekriegt, aber sie war mir, Pardon, scheißegal. Meine Beweggründe, es zu tun, waren ganz andere. Was ich schön fand, war, dass die Medien eine Möglichkeit gefunden haben, Menschen aufzuklären. Ich habe gesagt, was es zu sagen gibt.
Standard: Was sagen die heftigen Reaktionen über die gesellschaftliche Akzeptanz von HIV und Aids aus? Conchita: Dass es zwar in vielerlei Hinsicht besser geworden ist, in anderer Hinsicht aber nicht. Stigmatisierung gibt es nach wie vor, und es ist nett, wenn alle so tun, als ob es sie nicht gäbe. Aber es gibt sie. Sprich, es muss dagegen noch mehr getan werden.
Standard: Vor allem unter Jüngeren scheint HIV aufgrund der medizinischen Behandelbarkeit viel von seinem Schrecken verloren zu haben. Ist nachvollziehbar, oder?
Conchita: Natürlich macht die Medizin Fortschritte. Man hat die gleiche Lebenserwartung wie alle anderen. Aber nichtsdestotrotz hat man eine chronische Erkrankung. Das darf man nicht unterschätzen. Und man muss mit Stigmatisierungen umgehen. Man spricht ja auch von „sozialem Aids“. Aids ist nicht wie Krebs. Wenn man sagt, man hat Krebs, sind alle bestürzt, wenn man sagt, man ist HIV-positiv, dann wird man abgestempelt. Das ist das Problem.
Standard: Zurück zum Life Ball: Das Thema heuer ist „Sound of Music“. Das Rathaus verwandelt sich in eine Kathedrale, am Ende der Eröffnungsshow werden Sie und Comoderator Herbert Föttinger heiraten. Wie ist Ihr Verhältnis zur katholischen Kirche? Conchita: Ambivalent. Ich bin ausgetreten, obwohl ich die Grundidee gut finde. Aber die Ausführung ist in vielerlei Hinsicht desaströs. Die Doppelmoral! Was in der Bibel steht und was tatsächlich gelebt wird! Die Kirche gibt aber auch vielen Menschen Kraft, das finde ich wunderschön.
Standard: Zeitgleich mit dem Ball veröffentlichen Sie eine Single aus Ihrem Album mit den Wiener Symphonikern, das im Oktober erscheinen wird. Thema: Sound of Music. Gute Vermarktung! Conchita: Ich habe bereits im Londoner Palladium „Sound of Music“performt. Mein Album mit den Wiener Symphonikern war schon in Planung, als vom Life-Ball-Thema noch keine Rede war.
Standard: Die Mehrheit der Österreicher kennt den Musikfilm „Sound of Music“nicht. Bei Ihnen scheint das nicht der Fall gewesen zu sein. Conchita: Als Musiker kennt man die Musik, aber ich gehörte auch zu den Menschen, die den Film nicht gesehen haben.
Standard: „Der Life Ball sollte nicht notwendig sein“, sagte Gery Keszler einmal. Ist er es noch? Conchita: Ja. Ich finde aber auch, dass der Life Ball seine Pforten für andere Themen öffnen sollte. Für Organisationen, die Geld und Hilfe brauchen. Suchtprävention, Krebsforschung etwa. Jetzt verrate ich ein Konzept, das ich noch nicht einmal Gery erzählt habe (lacht). Ich denke, man sollte sich thematisch weiterentwickeln.
Standard: Kann das ein einziger Ball leisten?
Conchita: Er heißt ja Life Ball. Und das Leben umfasst so vieles!
CONCHITA gewann 2014 den Song Contest. Im Herbst erscheint das Album „From Vienna with Love“.