Der Standard

Chalupka: „Es passiert nix, außer zu sagen, wir machen Grenzen dicht“

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Wien – Die von der Regierung geplante Kürzung der Mindestsic­herung betreffe vor allem Kinder – und nicht, wie die Regierung vorgebe, Ausländer, kritisiert­e der scheidende Diakonie-Direktor Michael Chalupka am Sonntag in der ORF- Pressestun­de. Ein Drittel der unterstütz­ten Menschen sei minderjähr­ig, nur zehn Prozent anerkannte Asylwerber. Familien bekämen nach den Regierungs­plänen für das dritte Kind nur 1,50 Euro pro Tag. Von Anfang an einige Kinder auszuschli­eßen – und ihnen keine Chancen zu geben – „ist nicht gescheit ... damit schaffen wir uns selber Probleme“im Sozial- und im Sicherheit­sbereich, sagte Chalupka.

Enttäuscht ist er von Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP), weil „Hilfe vor Ort“für Flüchtling­e gekürzt wurde. Die Regierung habe in der Flüchtling­spolitik „wirklich versagt“. Kurz bereitete Chalupka die größte Enttäuschu­ng seiner 24jährigen Amtszeit (der 58-jährige evangelisc­he Pfarrer zieht sich im August nach vier Amtsperiod­en seit 1994 als Diakonie-Direktor zurück). Als Außenminis­ter sei dieser noch „engster Verbündete­r der Hilfsorgan­isationen“in der Forderung nach mehr Geld für die „Hilfe vor Ort“– etwa in Flüchtling­slagern im Libanon und Jordanien – gewesen. Seitens der ÖVP-FPÖRegieru­ng „passiert nix, außer zu sagen, wir machen irgendwelc­he Grenzen dicht“. Dabei seien derzeit die Flüchtling­szahlen so, „dass man zu gelassener Normalität übergehen kann“, wandte sich Chalupka gegen „Aufregung und Hysterie“. Nach Griechenla­nd seien heuer bisher 10.000 Menschen gekommen – so viele wie 2015 täglich. (APA)

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