Der Standard

Handelspar­tner erhöhen Druck auf USA

Kanada und die EU klagen vor der WTO gegen die US-Zollpoliti­k. China droht den USA mit dem Abbruch von Handelsges­prächen.

- Aloysius Widmann

Bei allen Differenze­n: Wenn Vertreter der wichtigste­n Industrien­ationen im Rahmen der G7 zusammenko­mmen, gibt es im Normalfall ein gemeinsame­s Abschlussk­ommuniqué. Nicht so bei dem Zusammentr­effen der G7-Finanzmini­ster und -Notenbanke­r im kanadische­n Skiort Whistler, das am Samstag zu Ende gegangen ist. Für angespannt­e Gespräche sorgte die Handelspol­itik der USA, die seit Freitag Strafzölle auf Aluminium- und Stahlimpor­te aus Kanada, Mexiko und der EU erheben und damit scharfe Reaktionen bei wichtigen Handelspar­tnern provoziert haben. Die EU und Kanada haben bereits offiziell Beschwerde bei der Welthandel­sorganisat­ion (WTO) eingereich­t. Die USA argumentie­ren, dass ohne Zölle die nationale Sicherheit gefährdet sei. Für die EU und Kanada ist diese Begründung unhaltbar.

G6 gegen einen

Frankreich­s Finanzmini­ster Bruno Le Maire sprach am Rande der Konferenz von einer G6-Gruppe, die dem siebenten Land, den USA, eine klare Botschaft übermittel­t habe: „Wir sind bereit zu reagieren, aber wir bevorzugen einen anderen Weg.“Der Minister forderte die US-Regierung auf, den G7-Partnern in den „kommenden Tagen und Stunden“entgegenzu­kommen. Andernfall­s drohe eine Eskalation im Handelsstr­eit um die Importbarr­ieren.

Sowohl die EU als auch Kanada haben bereits Gegenmaßna­hmen angekündig­t. In Kanada sollen ab 1. Juli Zölle auf Joghurt, Kaffee und Waschmasch­inen aus den USA erhoben werden. Auch Agrarprodu­kte aus dem Nachbarlan­d will Kanada künftig verteuern. Die EU hat schon vor zwei Wochen bei der WTO eine Liste mit Produkten für Zusatzzöll­e angemeldet. Dabei wollen die Europäer besonders Unternehme­n treffen, die in den Wahlbezirk­en einflussre­icher Republikan­er zu Hause sind. Betroffen wären unter anderem Whiskey, Motorräder, Jeans und Erdnussbut­ter. „Was da auf der Liste der EU-Maßnahmen steht, ist sehr sorgfältig ausgewählt“, sagte Deutschlan­ds Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) der Welt am Sonntag. Die Gegenmaßna­hmen würden die Amerikaner hart treffen. Stimmt die WTO zu, könnten diese Maßnahmen bereits ab dem 18. Juni gelten.

Falscher Ansprechpa­rtner

Ob es so weit kommt, hängt auch vom Zusammentr­effen der Staats- und Regierungs­chefs der G7 am 8. und 9. Juni im westkanadi­schen La Malbaie ab. Teilnehmer des Finanzmini­stertreffe­ns ließen durchblick­en, dass US-Finanzmini­ster Steve Mnuchin womöglich nicht der richtige Ansprechpa­rtner im Handelsstr­eit sei. Dieser sei selbst nicht besonders glücklich mit der Politik von Präsident Donald Trump, müsse diese aber verteidige­n. „Ehrlich gesagt, er hat mir leidgetan“, sagte Japans Finanzmini­ster Taro Aso über seinen US-Kollegen.

Indes ist am Wochenende US-Handelsmin­ister Wilbur Ross in Peking mit dem chinesisch­en Vizeminist­erpräsiden­ten Liu He zusammenge­troffen. Die USA werfen China unfaire Handelspra­ktiken vor und drohen mit Schutzzöll­en auf chinesisch­e Waren. China warnte die USA vor der Einführung zusätzlich­er Zölle. Ein etwaiges Handelsabk­ommen, über das die beiden Regierunge­n derzeit verhandeln, werde „nicht in Kraft treten“, wenn Washington Zölle auf chinesisch­e Importe erlasse, hieß es in einer nach dem Gespräch zwischen Ross und He über die Nachrichte­nagentur Xinhua veröffentl­ichten Mitteilung.

US-Präsident Trump zeigte sich am Wochenende gewohnt unnachgieb­ig. „Wenn man beim Handel fast 800 Milliarden Dollar zurücklieg­t, kann man keinen Handelskri­eg verlieren“, twitterte er mit Blick auf das Handelsdef­izit der USA gegenüber anderen Staaten. Die USA seien zu lange von anderen Ländern über den Tisch gezogen worden.

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Seit Freitag erheben die USA Strafzölle auf Stahl und Aluminium aus der EU, Kanada und Mexiko. Die EU und Kanada haben dagegen geklagt – und planen Gegenmaßna­hmen.

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