Der Standard

Plan und Wirklichke­it

- Michael Möseneder

Würden Sie eine knappe halbe Milliarde Euro nehmen, mit der Sie nicht gerechnet haben? Gut, das ist eine rhetorisch­e Frage. Aber sie ist angesichts der Pläne von Jean-Claude Juncker, seines Zeichens Präsident der EU-Kommission, nicht völlig lebensfrem­d. Hat der Obereuropä­er doch am Wochenende seine Pläne bekräftigt, Länder, die zwischen 2013 und 2016 besonders viele Flüchtling­e und Migranten aufgenomme­n haben, finanziell belohnen zu wollen.

In einem Interview stellte Juncker zwar vor allem Griechenla­nd, Italien und Deutschlan­d in die Auslage, aber auch Österreich würden gemäß der Vision bis zu 493 Millionen Euro zustehen. Das ist nicht nichts. Und könnte durchaus als Ansporn für die Visegrád-Staaten, die partout keine fremden Neubürger wollen, dienen.

Das Problem ist aber, wie so oft in EU-Dingen, die Frage, was aus dieser Idee schlussend­lich wird. Erstens sorgt der EU-Austritt des Vereinigte­n Königreich­s dafür, dass 13 Milliarden Euro im EU-Budget fehlen. Nicht die beste Voraussetz­ung, um das Füllhorn auszupacke­n. Und zweitens sind die Pläne, die Aufnahme von Neuankömml­ingen mit Geld zu junktimier­en, nicht neu. Vor ziemlich genau einem Jahr ventiliert­e man in Brüssel eine Strafzahlu­ng für Staaten, die sich nicht an den Aufteilung­sschlüssel halten. Passiert ist das nie. Das heimische Finanzress­ort sollte die halbe Milliarde besser noch nicht einnahmens­eitig verbuchen.

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