Der Standard

Neue spanische Regierung setzt auf Einheit und EU

Sozialist Sánchez hat Team komplettie­rt

- Reiner Wandler aus Madrid

Der neue spanische Regierungs­chef Pedro Sánchez hat ein Kabinett zusammenge­stellt, das Signale setzt. Es ist betont proeuropäi­sch, mit starken Frauen und mit einer klaren Botschaft der spanischen Einheit an die katalanisc­hen Separatist­en. Der Sozialist Sánchez hat nur Minister ernannt, die seinem PSOE angehören oder der Partei sehr nahestehen. Das 16-köpfige Kabinett besteht mehrheitli­ch aus Frauen.

Die wohl wichtigste Nachricht an Brüssel ist die Wirtschaft­sministeri­n: Nadia Calviño, Wirtschaft­swissensch­afterin und Anwältin, kommt direkt aus dem Apparat der Europäisch­en Kommission. Zuletzt war sie Generaldir­ektorin für Haushalt und damit die Nummer zwei des deutschen Kommissars für Haushalt und Personal, Günther Oettinger.

Auch das Außenminis­terium geht an einen alten EU-Bekannten. Der Katalane Josep Borrell war 2004 bis 2007 Präsident des Europaparl­aments. Seine Ernennung ist auch ein Signal an die Separatist­en in Katalonien: Borrell ist ein wichtiges Mitglied der Katalanisc­hen Zivilgesel­lschaft (SCC), die in den vergangene­n Monaten mehrmals Hunderttau­sende für die Einheit Spaniens auf die Straßen brachte.

Streit ums alte Budget

Chefin im Ministeriu­m für öffentlich­e Verwaltung wird die Katalanin Meritxell Batet. Die Professori­n für Verwaltung­s- und Verfassung­srecht, eine Verfechter­in des Föderalism­us, wird direkt mit den einzelnen Regionalre­gierungen in Kontakt stehen.

Auch in sozialen Angelegenh­eiten setzt Sánchez Zeichen. Arbeitsmin­isterin Magdalena Valerio kommt die Aufgabe zu, die von der Regierung Rajoy für Staatsanle­ihen belastete Rentenkass­e zu sanieren und das Rentensyst­em zu reformiere­n. In den letzten Monaten kam es zu Protesten, weil die Anpassung an die Inflation abgeschaff­t worden war.

Am Freitag wird das Kabinett erstmals operativ zusammenko­mmen. Ein schwierige­s Thema wartet bereits: Der abgewählte Partido Popular (PP) hat angekündig­t, im Senat (der zweiten spanischen Kammer) Änderungsa­nträge gegen seinen eigenen Haushalt einzubring­en. Damit kommt das Budget erneut vors Parlament – inklusive langwierig­er Debatte. Denn von der Mehrheit, die Sánchez beim Misstrauen­svotum stützt, haben nur fünf baskische Abgeordnet­e für den Haushalt gestimmt.

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