Der Standard

Frauenpowe­r in Spaniens Regierung

Europas Christdemo­kraten werden den Themenkomp­lex Migration, Asyl und Schutz der Außengrenz­en bei den EU-Wahlen 2019 ins Zentrum der Wahlkampag­ne rücken. Ein EVP-Kongress feiert Kanzler Kurz als Jungstar.

- Thomas Mayer aus München

Es ist mir eine große Freude, den neuen jungen Kanzler, unseren Freund, begrüßen zu dürfen“, ruft Manfred Weber in den Festsaal des Hotels Sofitel in München. Dieser habe in Österreich „einen gewaltigen Erfolg erzielt“, mit „klaren christdemo­kratischen und bürgerlich­en Positionen, beeindruck­end“.

Vor dem Chef der Fraktion der Europäisch­en Volksparte­i (EVP) im EU-Parlament sitzen gut 300 Zuhörer. Die meisten sind EU-Parlamenta­rier, die stärkste Gruppe in Straßburg vor den Sozialdemo­kraten. EU-Budgetkomm­issar Günther Oettinger war angereist, so wie einige andere Kommissare. Auch der kroatische Premier Andrej Plenković referierte bei der dreitägige­n Studientag­ung.

Die EVP stellt die Präsidente­n in den drei wichtigste­n EU-Institutio­nen: Parlament, Europäisch­er Rat und Kommission. Nach den EUWahlen im Mai 2019 müssen diese Posten neu besetzt werden. Darum ging es aber nur hinter den Kulissen in der machtbewus­sten Parteienfa­milie. Offiziell wurde über Inhalte verhandelt, über Positionen für den im Spätherbst einsetzend­en EU-Wahlkampf. Deshalb vor allem wurde Kurz als Hauptredne­r eingeladen. „Wie können wir die Menschen für unsere Positionen gewinnen?“, fragte Weber in den Raum. Darum gehe es: Wie man „Erfolg bei Wahlen hat“.

Nachfolger für Juncker?

Der 46-jährige CSU-Mann ist Favorit für den Job des gemeinsame­n EU-Spitzenkan­didaten der EVPParteie­nfamilie – auch wenn seinen Namen offiziell niemand ausspricht. Aber es ist klar: Er soll, wie vom Standard berichtet, Nachfolger von Jean-Claude Juncker werden, so ein Parteigran­de.

Dafür muss die EVP zuerst aber bei der EU-Wahl Erste werden, um den Anspruch auf die Kommission­sspitze erheben zu können. Vom Kanzler aus Österreich erwarten die Delegierte­n die Rezepte. Am Abend zuvor hatte die deutsche Kanzlerin Angela Merkel eine Vorlage geliefert mit einer langen Programmre­de, in der sie ausführ- lich wie nie mahnte, dass Europa an einer Wegscheide stehe. Handeln sei angesagt.

Merkel überrascht­e an zwei Punkten. Sie sprach sich offen für das Modell des Spitzenkan­didaten aus, was sie bisher skeptisch sah. Und sie brachte zum Ausdruck, dass der Themenkomp­lex Migration, Asyl und Außengrenz­schutz das wichtigste Thema sei. „Offen und in tiefem Ernst“sage sie: „Wenn es uns nicht gelingt, eine Antwort auf die Fragen der Migration zu finden, werden die Grundfeste­n der Europäisch­en Union infrage gestellt.“Die Kanzlerin forderte ein gemeinsame­s Asylsystem, Asylstanda­rds, eine europäi- sche Asylbehörd­e und eine „wirkliche europäisch­e Grenzpoliz­ei“.

Dass das Thema Migration zentral sein wird, betonte dann Weber: „Möglichst noch vor den EUWahlen“müsse man damit „durch sein“. Dann werde es zu einer „Schlacht“gegen Spalter und Populisten kommen: „Für uns als Wahlkämpfe­r ist das von großer Bedeutung, weil das Thema viel Verhetzung­spotenzial für Extremiste­n bietet.“

Kurz’sches Repertoire

Österreich­s Kanzler musste nicht mehr viel tun, als sein Standardre­pertoire zur Notwendigk­eit des EU-Außengrenz­schutzes ab- zuspulen. Er sagt, dass er Merkel weitgehend zustimme. Ein „Europa, das schützt“sei das Motto des österreich­ischen EU-Vorsitzes ab Juli. Er betonte aber auch: „Es kann keine nationalen Antworten bei großen Themen geben, sondern nur eines: stärkere Zusammenar­beit in der Union.“Aber die EU dürfe sich nicht verzetteln, müsse Spielräume lassen, schlanker werden – in Verwaltung und Budget. Auch das hörten Europas Christdemo­kraten gerne. Der ÖVP-Chef erhielt großen Applaus. Neben dem irischen Premier Leo Varadkar gilt er jetzt als Zukunftsho­ffnung und Zugpferd für die EVP.

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 ??  ?? EVP-Fraktionsc­hef Weber (re.) soll Spitzenkan­didat bei der EU-Wahl werden, Kanzler Kurz unterstütz­t ihn.
EVP-Fraktionsc­hef Weber (re.) soll Spitzenkan­didat bei der EU-Wahl werden, Kanzler Kurz unterstütz­t ihn.

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