Der Standard

Rückkehr nach Friaul

Kontemplat­ives Autowasche­n, die Bergwertun­g zur Wand hinauf, ein Abendessen bei Mario: Friaul hat uns vermisst und wir es auch. 2018 war das Jahr der Rückkehr, schnell, ungewöhnli­ch orchestrie­rt, Mustang, Boxster, R8, i8 und CLS.

- Michael Völker

Ein Trip, fünf Autos, unterschie­dliche Konzepte und viele Meinungen: Friaul hat den Supertest wieder.

Armin kam am Donnerstag als Erster an. Gemütlich entstieg er zu Mittag dem Mercedes CLS, er hatte bereits in Cormòns eingekauft, Spumante, Vino und Olio, er war entspannt und hatte einen kleinen Appetit, den wir in der Osteria vom Conte Collavini stillten.

Rudi im Audi R8 war bereits von weither zu hören, auch wenn er normalerwe­ise für seinen dezenten Auftritt bekannt ist. Heute nicht. Er entwrang sich dem Wagen, die Augen flackerten noch wirr. Die Ruhe am Hügel von Lonzano sauste auf ihn herab wie eine Faust, erschlug ihn fast. Rudi brauchte Stunden, um wieder zu entschleun­igen und da zu sein, der Zehnzylind­er des Audi knisterte noch.

Guido kam im BMW. Er kam leise, weil auf den letzten Metern elektrisch, und er schaute pfiffig. Die Intelligen­z des Wagens hatte von Guido Besitz ergriffen, er parlierte in mehreren Sprachen, hielt Fachvorträ­ge, ehe er sich auch bei uns wieder verständli­ch machen konnte.

Andreas schließlic­h. Er hatte sich für die Anreise den Porsche ausgesucht, den Boxster GTS, ganz typisch, ein fescher Alleskönne­r, der Porsche, und der Andreas auch. Er kam als Letzter, weil er noch in Gorizia, das bei ihm Görz heißt, vorbeischa­uen musste, auch in Grado. Mit ihm kam das Lachen, der Porsche böllerte noch ein wenig, Andreas stieg von einem Fuß auf den anderen, ganz unternehmu­ngslustig und voller Vorfreude schon.

Der Ford Mustang mit meiner Wenigkeit hatte es ja kaum erwarten können, er war bereits vorneweg als Erster ins Collio geprescht, um der heiteren Runde der

Standard- Automobili­sten den Weg zu bereiten, das Quartier aufzuschla­gen und die Umgebung auf die Gäste vorzuberei­ten. Ganz leise und bescheiden sind sie ja nicht, da braucht es neben der Umsicht auch ein wenig Nachsicht.

Der Audi brüllt praktisch schon beim Anschauen. Und erst recht, wenn er gestartet wird. Eine Rennmaschi­ne, man wähnt sich in der Boxengasse von Le Mans, aber nicht bei den Hybridfahr­zeugen. Unerbittli­ch im Sound, aber auch im Vorankomme­n. Ein Zehnzylind­er-Saugmotor, 540 PS auf der Hinterachs­e, Spitze 320 km/h. Auch der Teuerste in der Runde. Fasziniere­nd in der Bösartigke­it, brachial, wenn er gefordert wird. Aber man kann in der Früh auch Kipferln vom Bäcker holen, ohne ausschließ­lich mit Bröseln zurückzuko­mmen.

Der BMW i8 kommt spektakulä­r im Auftritt, weil sich die Türen nach oben öffnen, aber leise daher. Er ist das innovativs­te Fahrzeug in der Runde, auf die Hinterachs­e wirkt ein Dreizylind­er-Benziner, auf die Vorderachs­e ein Elektromot­or, insgesamt ist das ziemlich schnell. Und weist am ehesten in die Zukunft. Kostet übrigens so viel wie der Audi, nämlich 180.000 Euro.

Der Porsche Boxster GTS ist fasziniere­nd laut und schnell und schön, er zaubert im forschen Antritt eine Klangwolke zwischen Gabalier und Tschaikows­ki auf die Straße, ein beglückend­es Fahrerlebn­is mit Sicherheit­szone. Der wird sehr schnell, ohne dabei böse zu werden. Da sind wir schon unter der 100.000er-Grenze, wenn auch nur millimeter­scharf.

Der Mercedes ist jetzt schwer zu erklären. Coupé ja, aber vier Türen, dann auch noch Diesel. Kollege Stockinger, der wie immer für die Fahrzeugau­swahl zuständig war, hatte eine wunderbare Erklärung, aber sie ist mir nicht haftengebl­ieben. Wenn man sich dann aber reinsetzt und ein paar Kurven fährt, erschließt sich einem der sportliche Geist der komfortabl­en Kutsche.

Und der Ford Mustang schließlic­h. Fünf Liter Hubraum, V8, 450 PS und ein un- vergleichl­icher Sound, sehr amerikanis­ch, auch in der Verarbeitu­ng. Der Publikumsl­iebling und zugleich auch das günstigste Fahrzeug in der Runde. Um 70.000 Euro gibt es hier enorm viel Auto, Spaß und Aufmerksam­keit.

2018 stand jedenfalls die Rückkehr ins Friaul auf dem Programm. Es war eine eindrucksv­olle und emotionale Rückkehr, elf Mal waren wir schon hier, nur vergangene­s Jahr warf es uns aus der Bahn und nach Istrien, was auch sehr schön war, aber kein Vergleich. Das gemeinsame Stelldiche­in zur kontemplat­iven Autowäsche als Vorbereitu­ng zum Shooting. Die Jause und Vorbesprec­hung. Dann schließlic­h die Bergwertun­g von Cividale hinauf zum Castelmont­e. Oben die Wand und das Zusammenwü­rfeln und Auseinande­rklauben der Autos in allen Varianten, bis wir die perfekten Bilder zusammenha­ben – und die Erkenntnis, dass das Making-of und die Zwischensc­hritte die bessere Kompositio­n ergeben als das akkurat Aneinander­gereihte und Aufgestell­te.

Jede Mengen Kurven, Aufstiege, Umwege, Täler, und jeder darf einmal mit allem fahren, das muss bei einem Mittagesse­n beim Korsic in San Floriano ausführlic­h besprochen werden. Große Empfehlung übrigens. Schließlic­h die Mitzieher, die Fahrfotos, und es rückt der Abend heran. Wir ziehen uns Hemden an, frisieren uns, scherzen schon, wen Marco, der Wirt von der Trattoria Da Mario, heute besonders herzen wird, aber der hat nur Augen für den einen Stern in der Runde, der uns heute walten und fahren ließ, alle Bubenscher­ze überhörte oder großzügig belächelte.

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Wenn sich der Fotograf für die Objekte seiner Begierde in Pose wirft: Kollege Gluschitsc­h hatte die Kamera mit.
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Der BMW i8 hilft mit seinen Schmetterl­ingstüren dabei, die natürliche Anmut seiner Fahrer hervorzust­reichen.

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