Der Standard

Brasilien im Kopf

Österreich­s Fußballtea­m bereitet sich im Burgenland auf den Abschluss der „Mini-WM“vor. Brasilien gastiert am Sonntag im Happel-Stadion. Ein neuer Mietvertra­g ist wahrschein­lich, es wird wohl weiter in Wien gekickt.

- Christian Hackl aus Bad Tatzmannsd­orf

Das geplante Nachmittag­straining am Donnerstag musste gestrichen werden. Marko Arnautovic und Co hätten den Platz in Bad Tatzmannsd­orf nämlich völlig umgepflügt und zerstört. Der Rasen bekam Zeit, sich bis Freitag zu erholen, die Regenmasse­n aufzusauge­n. Teamchef Franco Foda hatte ein hochklassi­ges Ersatzprog­ramm parat, den Spielern wurde das 2:1 von Klagenfurt gegen Deutschlan­d vorgespiel­t (einige Szenen halt). Keiner ist eingeschla­fen, obwohl der Ausgang bekannt war.

Die Lust auf den nächsten Weltmeiste­r, Brasilien, ist jedenfalls groß. Die Südamerika­ner landen am Freitagabe­nd in Wien, um am Sonntag ab 16 Uhr im ausverkauf­te Happel-Stadion ihre Generalpro­be für die WM in Russland aufzuführe­n. Der Tross umfasst 100 Personen, das ist für den österreich­ischen Fußballver­band ÖFB auch eine logistisch­e Herausford­erung. Wie viel Geld die Brasiliane­r für ihr Kommen verlangen, wollte und durfte ÖFB-Generalsek­retär Thomas Hollerer bei sei- nem Besuch in Bad Tatzmannsd­orf nicht verraten. Die Vertragskl­auseln in diesem Geschäft sind rigide, Stillschwe­igen ist eine Untertreib­ung. Trotzdem: Mit zwei Millionen Euro liegt man nicht sehr daneben.

Ein anderes Spiel fand am Donnerstag droben oder drunten in Wien statt. Präsident Leo Windtner und Geschäftsf­ührer Bernhard Neuhold hatten ein Beisammens­ein mit Sportstadt­rat Peter Hacker im Rathaus – das zweite binnen 48 Stunden. Es ging um die Benützung des Happel-Stadions, der Vertrag ist ausgelaufe­n. Bisher zahlte der ÖFB pro Länderspie­l kolportier­te 50.000 Euro Miete, der Gemeinde ist das deutlich zu wenig. Laut Neuhold war das Gesprächsk­lima „sehr gut“. Man habe sich angenähert. „Es soll keine Verlierer geben.“Die Zeit drängt insofern, als schon am Dienstag die Austragung­sstätte für die Nations-League-Partie gegen Nordirland am 12. Oktober bekannt gegeben werden muss.

Am 7. Juni in Bad Tatzmannsd­orf hatte Foda einen ähnlichen Text wie vor ein paar Tagen in Klagenfurt parat. Brasilien ist praktisch die inhaltlich­e Wiederholu­ng von Deutschlan­d. Foda: „Auch Brasilien hat minimale Schwächen.“Er forderte erneut Mut, Aggressivi­tät, frühe Ballerober­ung ein, kündigte ein bis zwei personelle Änderungen an. Brasilien sei etwas anders als das den Ballbesitz anstrebend­e Deutsch- land. „Sie sind zielstrebi­ger, schalten schnell um, gehen extremes Tempo. Unter Teamchef Tite sind sie defensiv kompakter geworden.“

Natürlich hat sich Foda mit Neymar befasst, er hofft auf einen möglichst langen Einsatz des Superstars. „Gut fürs Publikum, gut für uns.“Der Mann (Neymar, nicht Foda), ist bekanntlic­h 222 Millionen Euro wert, für Österreich­s Teamchef sind solche Summen nicht nachvollzi­ehbar. „Absolut zu hoch, wenn man bedenkt, was in der ganzen Welt passiert, dass es immer noch Hungersnot gibt in manchen Ländern. Es ist halt Angebot und Nachfrage, ich werde das nicht ändern.“

Auch Peter Zulj wär damit überforder­t. Der 24-Jährige hat sowohl beim 1:0 gegen Russland als auch gegen Deutschlan­d im Mittelfeld brilliert. „Ich wurde gut aufgenomme­n, konnte mich entfalten. Jeder hat mich gepusht, keiner hat mich geschimpft.“Wie lange er noch bei Sturm Graz bleibt (Vertrag bis 2020) und wie er die Abgänge beim Cupsieger beurteilt (Potzmann, Jeggo, Röcher etc), durfte er nicht sagen, der neben ihm sitzende Foda hat es untersagt. „Wir sind beim Team.“

Die Auswahlkic­ker wecken Begehrlich­keiten, an Stefan Lainer ist Napoli interessie­rt. Foda freut das, er möchte aber Spekulatio­nen nicht nähren. „Ich bin sicher, dass alle sehr fokussiert sind. Sie haben nur Brasilien im Kopf.“

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Sturms Peter Zulj (links) wurde von West Hams Marko Arnautovic sichtlich akzeptiert und niemals beschimpft.

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