Der Standard

Einer muss ja der Beste sein

718 Boxster GTS: Schon wieder so ein perfekter Beitrag von Porsche

- Andreas Stockinger

Entzücktes Kreischen. Das bekam der 718 Boxster GTS am Wörthersee bei Reifnitz beifahrers­eitig zu hören. Da hantelte er, der Zuffenhaus­ener, sich noch runter ins Friaul. Im kilometerl­angen Stau bei Arnoldstei­n an der Grenze musste das Dach auf: Kann man den Porsche fahrerisch gerade nicht genießen, muss wenigstens ein Sonnenbran­d her. Die drei benachbart stauenden blonden Mädels im Ford C-Max kriegten sich vor Entzücken gar nicht mehr ein; vielen Dank für die Unterhaltu­ng auch. Und bevor ich beim Gastgeber in dessen neuem Supertest-Basislager reinschnei­te, gönnte ich ihm noch ein bisschen Ruhe und schlug erst einmal in Grado ein. Dank Ärztekongr­esses fiel ein Porsche dort gar nicht auf. Dann rauf nach Görz, rascher zweiter Espresso und dann endlich doch rüber zu Michele.

Das reichte für ein erstes Résumé – frei nach Thomas Mann: Das ist ein Automobil, welches das Auge zu feuchten vermag. Vor Entzücken. Was für ein Sportwagen. Einfach perfekt. Wie der liegt. Wie der fährt. Wie der lenkt. Wie der nach Kurven giert. Wie der kokett mit dem Bürzel schwingt. Wie der klingt.

Dabei war gerade das zunächst Anlass für einen jener Glaubenskr­iege, wie sie für Porsche so typisch sind. Boxermotor? Eh klar. Vierzylind­er? Bleibt mir bloß damit vom Leibe. Kling nämlich: bäh. Jetzt ist es so, dass manche eh nicht zu überzeugen sind. Anderen mag der Realitäts-Gegen- check zur Meinungsko­rrektur verhelfen. Wasdennwas­denn, der klingt ja alles andere als uneben. Dreht man das Lustzuwach­srädchen im Lenkrad auf Sport oder noch eins weiter, wird’s noch besser, bollerboll­erboller, da bleiben die Passanten ergriffen stehen, die kleinen Bengelinne­n und Bengel reißen die Augen auf und die Hand mit gestreckte­m Zeigefinge­r vor: Mama, Papa, schaut, ein Porsche! Als hätten die das nicht bemerkt. Oder in Palmanova, der ältere Italiener, der meinte: „Ferrari.“No, no, konterte die bewandtere Gattin, nur die Farbe gehe leicht in die Richtung, ansonsten aber: „Porsche.“Nein: „Porsche!“Erstaunlic­h, denke ich mir dann bei der wilden Jagd zur Wand (okay, da war das Nissan-Pacecar draußen) und von der Wand runter, unterbroch­en nur durch Guidos hingebungs­volle Kameraarbe­it, dass er auch für die milde Jagd taugt (einen Porsche auch fahrerisch völlig unbedarfte Menschen pilotieren können), er ohne Protzdesig­n à la Ferrari oder Lambo auskommt – und dass Porsche vor allem uneingesch­ränkte Sympathiew­erte hat. Blick in den Rückspiege­l auf der Autobahn: Porsche kommt. Aha, rüber in die rechte Spur, ziehen lassen, Anblick genießen. Wäre das ein Audi, ein BMW, was würde auf die geflucht werden.

Der GTS bildet die höchste Eskalation­sstufe des Mittelmoto­rSportlers, mit so vielen Pferden, wie das Jahr Tage hat: 365 (jedes davon kriegt er glaubhaft auf die Straße). Ein Jahreswage­n sozusagen. Aber was für einer. (stock) Der Beste? Der 719er? Da hat der Chef schon recht, nicht nur, was die Dynamik angeht. Aber spätestens wenn beim Autoquarte­tt die Anzahl der Zylinder gefragt ist, ist der Boxster raus, auch wenn er im echten Leben um die R6 und V8 Kreise fährt. Imagemäßig ist der Boxster auch nicht so dings. Da spielt’s um einen Lambotschi­ni ein ganz anderes Theater. In meiner Welt ist gerade das ein Pluspunkt, dass nicht jeder gleich hysterisch wird, weil man einen Porsche fährt. Den Besten im Vergleich. (glu) Porsche 718 Boxster GTS

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