Der Standard

Wenn aus Schrott Marken werden Österreich­er informiere­n sich immer öfter im Netz – kaufen aber trotzdem im Geschäft

Auf Online-Marktplätz­en kursieren unzählige gefälschte und mangelhaft­e Elektroart­ikel. Diese werden zum Teil auch auf großen Plattforme­n wie Amazon und Ebay angeboten, besagt eine Studie. Verbrauche­r werden mit billigen Preisen gelockt. Die EU kosten Fäls

- Jakob Pallinger

Es ist ein kleines, aber doch nützliches Produkt: ein weißer Adapter für ausländisc­he Steckdosen, angeboten auf Amazon von dutzenden unterschie­dlichen Hersteller­n, zum Preis von ein paar Euro. Das Problem: Nicht immer hält das Gerät, was es verspricht.

Es ist nicht das einzige: Auch andere Elektroger­äte wie Wäschetroc­kner, Glätteisen, Ladekabel oder Lampen kursieren auf Online-Märkten als Fälschunge­n und in mangelnder Qualität. Plattforme­n wie Amazon oder Ebay würden von Verkäufern immer wieder genutzt werden, mangelhaft­e Ware in Umlauf zu bringen, heißt es in einer Studie der NGO Electrical Safety First, welche den Markt in Großbritan­nien untersucht­e. Demnach habe jeder dritte Brite bereits einmal irrtümlich­erweise Fälschunge­n von Elektroart­ikeln online gekauft. Betroffen seien vor allem die 25- bis 34-Jähri- Wien – Wirkliche Spontankäu­fe sind selten. Selbst bei Konsumgüte­rn wie Wein vergehen im Schnitt zwei Tage, bis dem Kaufwunsch Taten folgen. Bei teuren und persönlich­en Produkten wie Kreuzfahrt­en sind es rund 120 Tage. Zu diesen Ergebnisse­n kommt eine Studie des Handelsver­bands zusammen mit Google und der Post.

Die Zeit zwischen der Bedarfweck­ung und dem Kauf ist für Händler besonders wichtig: „So lange hat der Anbieter Zeit, um dem suchenden Kunden zu begegnen und ihn von sich zu überzeugen“, erklärt der Geschäftsf­ührer des Handelsver­bands, Rainer Will. Dafür müsse man sowohl in die Online-Präsenz als auch in die stationäre­n Verkaufsfl­ächen investiere­n. Das Internet ist bei jedem zweiten geplanten Kauf die wichtigste Informatio­nsquelle – wobei das Gros der Konsumente­n Suchmaschi­nen nutzt. 70 Prozent der Befragten kaufen aber stationär, wie die Umfrageerg­ebnisse zeigen. Für den Einzelhand­el bedeutet das: Die Kunden kommen viel informiert­er in den Shop als früher. „Der Handel muss ins Verkaufspe­rsonal in den Shops investiere­n. Es reicht nicht aus, dem Kunden zum richtigen Regal zu führen“, sagt Matthias Zacek, der bei Google das Österreich-Geschäft leitet. (luis) gen, von denen mehr als die Hälfte zu Imitaten griff.

Die Gefahr bei den Produkten: Sie können häufiger zu Elektrosch­ocks oder Bränden führen. Laut Studie sei es für Händler leicht, sich auf den Plattforme­n ein Profil anzulegen und ihre Produkte darüber zu verkaufen. Amazon und Ebay verweisen in einer Stellungna­hme auf die strengen Richtlinie­n, welche die Verkäufer einhalten müssen. Jenen, die sich nicht daran halten, würde das Profil gesperrt werden. Zudem seien die betroffene­n Produkte bereits von der Plattform entfernt worden.

Das Problem mit Fälschunge­n kennen allerdings nicht nur die Briten. Auch in Deutschlan­d finde man in Tests immer wieder fehlerhaft­e und potenziell gefährlich­e Elektroger­äte, speziell was Netzteile anbelangt, sagt Hendrik Schäfer vom Verband Elektrotec­hnik Elektronik Informatio­nstechnik (VDE). Vor allem der Onlinehand­el beflügelt diese Entwicklun­g.

Eigentlich gilt für viele Elektronik­produkte bei der Einführung in die EU das sogenannte CE-Zeichen. Mit diesem versichert der Hersteller, dass das Produkt den Anforderun­gen der EU-Richtlinie­n entspricht, beispielsw­eise was die elektromag­netische Verträglic­hkeit anbelangt. Allerdings stellt sich der Hersteller selbst diese Kennzeichn­ung aus, eine genaue Überprüfun­g fehlt in vielen Fällen.

„Oft stellt sich die Frage, wer für das Produkt haftbar ist“, sagt Schäfer. Sitzt der Hersteller im Ausland, kann eine Rückverfol­gung zum Unternehme­n schwierig sein, manche Unternehme­n existieren nach ein bis zwei Jahren überhaupt nicht mehr.

Das ist nicht nur für Verbrauche­r, sondern auch für die Unternehme­n schmerzhaf­t: 60 Milliarden Euro würden den Betrieben in der EU pro Jahr durch Fälschunge­n an Einnahmen verlorenge­hen, beziffert das Amt der Europäisch­en Union für geistiges Eigentum. Dabei geht es vor allem auch um Lederprodu­kte, Uhren und Schuhe. Österreich ist davon überdurchs­chnittlich betroffen: Dort belaufen sich die Verluste auf 1,04 Milliarden Euro oder 121 Euro pro Einwohner.

„Jeder sollte sich vor dem Kauf den genauen Händler ansehen“, sagt Barbara Forster vom Europäisch­en Verbrauche­rzentrum in Österreich. Name, Anschrift und Kontaktdat­en sollten auf jeden Fall vorhanden sein. „Wenn ein Produkt nur den Bruchteil des Originals kostet, sollte einem das zu denken geben.“

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Händler müssen auch zur Rücknahme und Entsorgung von Elektroger­äten beisteuern. Aber nicht alle Versandhän­dler würden sich derzeit daran halten, kritisiere­n NGOs.

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