Der Standard

Selbstbesc­hädigung

- Marie-Theres Egyed

Die Marke Pilz ist beschädigt: Bei aller Selbstherr­lichkeit des Listengrün­ders, den katastroph­alen Eindruck, den die Partei zuletzt bei ihren Wählern hinterlass­en hat, wird auch er nicht verbessern können – vor allem er nicht. Mit seinem letztlich erfolgreic­hen Zurückdrän­gen ins Parlament nimmt Peter Pilz bewusst einen Kollateral­schaden in Kauf, von dem sich die Liste kaum erholen kann.

Die Partei, die nie eine solche sein wollte, stößt gerade deswegen an ihre Grenzen. Der Listengrün­der, der nie wie ein Politiker agieren wollte, sieht es als selbstvers­tändlich an, dass seine Partei die Fortzahlun­g seines Abgeordnet­engehaltes in der Höhe von 8800 Euro übernimmt. Letztlich offenbaren die Intrigen, Scharmütze­l und Mandatsver­schieberei­en, dass die Abgeordnet­en von denselben Machtund Geldfragen getrieben sind wie jene, denen sie das am meisten vorwerfen. Das schadet nicht nur der eigenen Partei, sondern auch der Politik insgesamt.

Peter Pilz gefällt sich in der Rolle des vermeintli­chen Retters. Er glaubt, dass es ohne ihn nicht ginge. Und dann schaut er zuerst von außen dabei zu, wie seine Abgeordnet­en sich zerstreite­n, um zu klären, wer für ihn Platz machen E soll. Kann Pilz noch Vorbild sein? Wohl kaum. r akzeptiert ohne Umschweife, dass Peter Kolba, der für wenige Monate die Klubführun­g übernommen hatte, entnervt aufgibt, er nimmt hin, dass einer seiner wichtigste­n Abgeordnet­en mit der eigenen Partei plötzlich nichts mehr zu tun haben will.

Die Liste Pilz ist damit angetreten, kein Programm zu haben, denn die Abgeordnet­en und deren Expertise würden für sich sprechen. Nun hat Pilz aber durch Mandatsspi­elereien auch Maria Stern zum Verzicht überredet, die ihm wichtige, wenn nicht wahlentsch­eidende Themen aufgelegt hatte. Die Mitinitiat­orin des Frauenvolk­sbegehrens soll deshalb Parteichef­in werden – wegloben kann man dazu sagen, Postenscha­cher hätte Pilz diesen Zug früher genannt. Anstatt sie selbst sprechen zu lassen, übernimmt das zuerst Pilz für sie: Damit untergräbt er nicht nur ihre Autorität, er stellt sie auch bewusst in seinen Schatten.

Ihre Erklärung, warum ausgerechn­et sie als Frauenspre­cherin einem Mann den Vortritt lässt, der im Verdacht sexueller Übergriffe stand, ließ mehr Fragen offen, als beantworte­t wurden. Er habe sich der Verantwort­ung öffentlich gestellt, sagt sie. Doch dass das Einstellen eines Verfahrens durch die Staatsanwa­ltschaft wegen Verjährung nicht einem Freispruch gleichzuse­tzen ist, sollte Stern als Frauenrech­tsaktivist­in besser wissen.

Auch die Causa Bißmann kann die Partei nicht mit einem Ausschluss aus dem Klub erledigen. Dass sie dem Druck nicht nachgeben und die Angebote für ihr Mandat nicht annehmen wollte, spricht eigentlich für eine Politikeri­n. Durch ihren Ausschluss nimmt Pilz in Kauf, dass seine Partei geschwächt wird. Ein drastische­r Schritt, auch hier dürften gekränkter Stolz und Eitelkeit im Spiel gewesen sein.

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