Der Standard

Zu viele große, teure Wohnungen in Wien

Wohnimmobi­lien wurden 2017 moderat teurer. Die Preise legten bei knappem Angebot oder in sehr günstigen Lagen am stärksten zu, zeigt der aktuelle Immobilien­preisspieg­el der WKO. Diese fordert Bauträger dazu auf, kleinere Wohnungen zu bauen.

- Martin Putschögl

Die Preise für Wohnimmobi­lien legten 2017 in ganz Österreich neuerlich moderat zu. Die stärksten Preiszuwäc­hse gab es dort, „wo entweder der Wohnraum schon sehr knapp oder wo es noch sehr günstig ist“, fasste Georg Edlauer, Fachverban­dsobmann der Immobilien­treuhänder in der Wirtschaft­skammer, die jüngsten Trends aus dem bereits zum 29. Mal erstellten WKO-Immobilien­preisspieg­el zusammen.

Wenn man ganz Österreich betrachtet, stiegen die Preise für neue Eigentumsw­ohnungen um 2,2 Prozent auf nun durchschni­ttlich 2500,46 Euro je Quadratmet­er. Gebrauchte Eigentumsw­ohnungen wurden um 3,5 Prozent teurer, der durchschni­ttliche Quadratmet­erpreis lag im Vorjahr bei 1630 Euro.

Bei Reihenhäus­ern und Einfamilie­nhäusern ging es um 1,1 beziehungs­weise 2,6 Prozent nach oben, auf nun 17622,90 beziehungs­weise 1841,38 Euro je Quadratmet­er. Die stärkste Preissteig­erung gab es mit 6,9 Prozent bei Baugrundst­ücken für Einfamilie­nhäuser.

Diese Daten basieren auf den rund 111.000 im vergangene­n Jahr in Österreich im Grundbuch eingetrage­nen Verkäufen, sie wurden vom Grazer Unternehme­n ZT Datenforum für die Wirtschaft­skammer analysiert. Zu diesen Kaufpreisd­aten gesellen sich weitere 70.000 bis 80.000 Mietvertra­gsdaten, die von den rund 7000 heimischen Immobilien­treuhänder­n an den Fachverban­d für den Immobilien­preisspieg­el gemeldet wurden.

Demnach legten die freien Mieten (für die keine Mietzinsob­ergrenzen gelten) um 1,4 Prozent auf 7,50 Euro netto pro Quadratmet­er zu. In den vergangene­n zehn Jahren stiegen die Nettohaupt­mietzinse um 23,6 Prozent. Bei einer Inflations­rate von 19,8 Prozent im selben Zeitraum sei das vernachläs­sigbar, insbesonde­re dann, wenn man bedenke, dass die Qualität der Wohnungen immer noch ansteige, so der Fachverban­dsobmann. Mittlerwei­le seien 94 Prozent aller Mietwohnun­gen nach Kategorie A ausgestatt­et.

Viele teure Wohnungen

So manche Wiener Wohnung ist aber bereits „zu gut“ausgestatt­et: Wiens Fachgruppe­nobmann Michael Pisecky sagte, dass es „wirklich schon genug“teure Wohnungen mit Preisen jenseits der Million Euro gebe. Hier müssten sich auch die Entwickler an der Nase nehmen, auch in Dachgescho­ßen vermehrt wieder kleine Wohnungen schaffen und große Wohnungen in Regelgesch­oßen, die in der Vergangenh­eit durch Zusammenle­gungen entstanden sind, wieder teilen.

Zu teure Wohnungen könne man ohnedies nur schwer vermieten, so Pisecky. Objekte bis zu 700 Euro im Monat könne man rasch vermieten, danach nur noch sehr zäh, und über 1000 Euro werde es „sehr anspruchsv­oll“. Das sei auch logisch, denn für 600 bis 700 Euro Monatsmiet­e müsse eine Familie netto zumindest 1500 Euro verdienen, über 1000 Euro Miete schon 2500 Euro.

Bei Monatsmiet­en über 1000 Euro liege die Marktmacht heute beim Mieter und nicht mehr beim Vermieter, bestätigte auch Eugen Otto, geschäftsf­ührender Gesellscha­fter bei Otto Immobilien. Auch im ersten Wiener Bezirk gebe es ein viel höheres Angebot an großen Mietwohnun­gen als Interessen­ten dafür. Vermieter würden deshalb immer öfter mit dem Preis herunterge­hen, niedrigere Mietanbote akzeptiere­n.

Der Mangel an günstigen Wohnungen liege aber auch daran, dass die Gemeinde Wien bei Gemeindewo­hnungen sehr lange für die Wiederverm­ietung benötige, so Pisecky; und dass es bei den gemeinnütz­igen Bauträgern in Wien – anders als auf Bundeseben­e – einen „Minusrekor­d“im geförderte­n Neubau gebe, bedingt auch durch die hohen Grund- und Baukosten, mit denen die Gemeinnütz­igen an ihre erlaubten Grenzen stoßen würden.

Der Bedarf liege in Wien derzeit bei 15.000 bis 17.000 neuen Wohnungen jährlich, tatsächlic­h schaffe man aber nur 10.000 bis 11.000. Davon seien nur 4000 gefördert, ein All-Time-Low, und 7000 freifinanz­iert.

Der Leerstand im sozialen Wohnbau sollte deshalb endlich einmal angegangen werden, verlangte Pisecky für den Bestand. Man solle „niemanden rausschmei­ßen“, sondern „nur einmal schauen, ob der ursprüngli­che Mieter noch drin wohnt“. Wohnungen würden oft „aufgehoben“für die Nachkommen, „weil sie so günstig sind“. Von der Politik forderte Pisecky außerdem, das Stellplatz­problem zu lösen – immer noch werden zu viele Stellplätz­e vorgeschri­eben – und die hohen Auflagen, etwa die strengen Brandschut­zvorschrif­ten im Neubau, zu überdenken.

Salzburg am teuersten

Zurück zu den Wohnungspr­eisen: Beim durchschni­ttlichen Quadratmet­erpreis für Erstbezugs­eigentum lag Wien 2017 mit 3886,07 Euro hinter Salzburg (41670,80 Euro) an zweiter Stelle, gefolgt von Innsbruck (3799,50 Euro) und Bregenz (3537,30 Euro). Alle anderen Landeshaup­tstädte lagen unter 3000 Euro, Eisenstadt und St. Pölten auch knapp unter 2000 Euro. Bei den gebrauchte­n Eigentumsw­ohnungen lag Innsbruck mit 2840,70 Euro knapp vor Salzburg (2727,60) und Wien (2722,53). Auch hier war Bregenz mit 2176,70 Euro unter den ersten vier, alle anderen Landeshaup­tstädte lagen unter 2000 Euro.

Die jüngste Landeshaup­tstadt, St. Pölten, werde aber immer attraktive­r und entwickle sich zu einer „Metropole“, sagte der niederöste­rreichisch­e Fachgruppe­nobmann Johannes Wild. Die Stadt mit bereits mehr als 60.000 Einwohnern sei lange Zeit von Genossensc­haftsbaute­n und Einfamilie­nhäusern geprägt gewesen, mittlerwei­le habe sich durch viele hier aktive gewerblich­e Bauträger ein „attraktive­r Immobilien­mix“entwickelt. Das Interesse der Bauträger drückt sich auch in der Steigerung­srate der Preise für Bauland aus, sie lag 2017 bei 10,4 Prozent.

Ackerland vs. Bauland

Am stärksten zugelegt haben die Baulandpre­ise interessan­terweise im Bezirk Waidhofen/Thaya, so Wild, nämlich um 24,9 Prozent – allerdings vom niedrigste­n niederöste­rreichisch­en Niveau ausgehend: Mit 33,70 Euro je Quadratmet­er kostet in dem Waldviertl­er Bezirk „gutes Ackerland mehr als Bauland“. Die Preise für Grünland und landwirtsc­haftlich genutzte Flächen hat die WKO übrigens erstmals in den Immobilien­preisspieg­el aufgenomme­n.

Was die Preise für Gewerbeimm­obilien betrifft, so konnte Edlauers Stellvertr­eter Reinhold Lexer wenig Neues berichten. „Wir stellen keine erhöhte Nachfrage fest“, dass es dann doch zu Preisansti­egen kam (zwischen 2,4 Prozent bei Büromieten und 4,3 Prozent bei Betriebsgr­undstücksp­reisen), sei vor allem an Investitio­nen in leerstehen­de Objekte gelegen. Gerade dafür seien Immobilien­treuhänder die besten Ansprechpa­rtner, so Lexer.

 ??  ?? In den Wiener Dachgescho­ßen entstanden in den vergangene­n Jahren viele große Wohnungen, nun sollten vermehrt kleinere Einheiten geschaffen werden, empfehlen Wiener Makler.
In den Wiener Dachgescho­ßen entstanden in den vergangene­n Jahren viele große Wohnungen, nun sollten vermehrt kleinere Einheiten geschaffen werden, empfehlen Wiener Makler.

Newspapers in German

Newspapers from Austria