Der Standard

Auf dem Fragegrill­er

- Ljubiša Tošić

Im Ö1- Morgenjour­nal war zu hören, wie dezibelsta­rk die Londoner Brexit-Debatte aus dem Ruder lief. Der Parlaments­sprecher forderte den Chef der Schottenpa­rtei auf, seine herzhafte Debattenst­örung zu beenden. Vergeblich. Schließlic­h wird der Schotte des Plenums verwiesen; seine SNP-Kollegen folgen solidarisc­h.

Ein ähnliches Kunstwerk der leeren Parlaments­plätze hat unlängst auch Peter Pilz bewirkt. Alle Parteidame­n verließen seinetwege­n den Debattenra­um. Symbolisch kündigte sich an, was für Pilz auf Puls 4 zur Gewissheit werden sollte: Die Rückkehr in den Politallta­g bleibt ein unsicheres Geschäft.

Es steigen die Geister der Vergangenh­eit schließlic­h in Frageform herab auf sein Sommergesp­räch. Sie lassen das Politcomeb­ack – nach Pilz’ Empfinden wohl – zum simulierte­n Gerichtspr­ozess werden. Unge- recht sei das: Pilz verweist auf das von der Staatsanwa­ltschaft eingestell­te Ermittlung­sverfahren (wegen sexueller Belästigun­g). Er dankt dem Rechtsstaa­t und wähnt sich aber in einem Sturm der „Medienjust­iz“. Corinna Milborn ist das vollkommen egal. Es habe sich im Fall Pilz ja an der „Sachlage nichts geändert“.

Sie könnte ewig so weitermach­en, gewährt Pilz jedoch den Wechsel zu Themen, die er „in der Republik“für wichtig hält – etwa seine Liste: Sie könne Opposition, obwohl sie bisher ein „Spezialist im Nichtausla­ssen von Kinderkran­kheiten“war. Aber so sei das einst ja auch bei den Grünen gewesen. Beim finalen Buchtipp schwärmt Pilz von der Schönheit des Scheiterns. Als er bemerkt, dass er einen unfreiwill­ig heiteren Zusammenha­ng zu seiner Situation hergestell­t hat, wirkt er auf dem Fragegrill­er erstmals verlegen statt gequält. pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

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