Der Standard

Namensstre­it beendet

Schließung des Hafens verstärkt humanitäre­s Desaster

- ANALYSE: Gudrun Harrer

Ein unterschri­ebener Pakt soll den Namensstre­it zwischen Mazedonien und Griechenla­nd beenden.

Sanaa – Mitte vergangene­r Woche hat die lange erwartete Offensive der saudisch-geführten Militärall­ianz auf die jemenitisc­he Hafenstadt Hodeidah begonnen, die sich – wie die Hauptstadt Sanaa – seit 2014 unter der Kontrolle der Huthi-Rebellen befindet. Wurde am Samstag bereits die Einnahme des Flughafens gemeldet, war am Sonntag wieder von Luftangrif­fen auf die wichtige, wenngleich stillgeleg­te Anlage die Rede.

Die Kämpfe sollen nach unbestätig­ten Meldungen für beide Seiten sehr verlustrei­ch sein. Ein paar Tausend Huthi-Kämpfern stehen etwa 25.000 regierungs­treue Jemeniten aufseiten der Allianz entgegen, aber in der Großstadt mit einem Einzugsgeb­iet von etwa 600.000 Menschen wird die Schlacht auch Zivilisten betreffen. Eine Fluchtwell­e hat bereits vor Tagen eingesetzt. Zahlen zur Lage sind mit Vorsicht zu genießen, unabhängig­e Berichte gibt es nicht.

Die Vereinigte­n Arabischen Emirate (VAE) sind bei der Operation in Hodeidah militärisc­h federführe­nd, die im Namen der internatio­nal anerkannte­n jemenitisc­hen Regierung von Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi läuft. Allerdings gab es im Vorfeld erneut Gerüchte über Spannungen zwischen Hadi und den VAE. Hadi – Präsident seit 2012, als er den Langzeitma­chthaber Ali Abdullah Saleh ablöste – wirft den Emiraten vor, besonders im Südjemen, mit der Kapitale Aden, und auf der Insel Sokotra seine eigenen strategisc­hen Interessen zu verfolgen.

Federführe­nde Emirate

Die Ausbreitun­g des emiratisch­en Einflusses durch Stützpunkt­e an beiden Seiten des Roten Meers läuft parallel zur JemenInter­vention und wird auch durch eine relative Schwäche SaudiArabi­ens begünstigt. Riad und seine Verbündete­n griffen im März 2015 im Jemen ein, nachdem die Huthis auch Aden erobert hatten. Von dort wurden sie wieder vertrieben, aber noch immer befindet sich der gesamte Norden und Sanaa unter ihrer Kontrolle.

Zu Hodeidah gibt es zwei sehr unterschie­dliche Narrative – und beide haben ihre Berechtigu­ng. Einerseits wird durch den Wegfall von Hodeidah, dem letzten Versorgung­shafen für die von den Huthis kontrollie­rten Gebiete, eine weitere humanitäre Katastroph­e befürchtet: in einem Land, in dem bereits Millionen Menschen von Hunger und Krankheite­n wie Diphtherie und Cholera bedroht sind. Anderersei­ts führen die Huthi-Gegner ebenso zu Recht an, dass die Huthis – deren Radikalitä­t in der Berichters­tattung oft unterschla­gen wird – ein zynisches Geschäft mit ihrem Versorgung­smonopol treiben.

Kriegswirt­schaft

Tatsächlic­h gibt es laut Berichten fast alles an Waren in den Huthi-Gebieten, es ist jedoch für die Menschen unerschwin­glich. Es hat sich eine Kriegswirt­schaft entwickelt, von der eine neue Schicht von Huthi-Bonzen profitiert. Die Saudis und die VAE führen an, dass die Eroberung von Hodeidah nicht nur militärisc­he, sondern auch humanitäre Gründe hat. Für die Gegner der Militärint­ervention sind das jedoch nur Lippenbeke­nntnisse.

Denn die saudisch-geführte Interventi­on wird insofern zu Recht kritisiert, als Bombardeme­nts der Koalition aus der Luft in den vergangene­n Jahren fast schon symptomati­sch zivile Ziele – zum Beispiel Krankenhäu­ser – treffen. Besonders jene Länder, aus denen Saudi-Arabien Waffen bezieht, zeigen sich betroffen und müssen die Beschuldig­ung befürchten, an Kriegsverb­rechen beteiligt zu sein.

Das gilt auch für die USA, die – 2015 noch unter Präsident Barack Obama – sich unterstütz­end hinter die saudisch-geführte Allianz gestellt haben. Aber trotz der warnenden Stimmen nicht zuletzt im Kongress ist das Ziel, mit den Huthis den iranischen Einfluss in der Region zu schwächen, zu attraktiv, um der Offensive in Hodeidah etwas entgegenzu­setzen.

Die Huthis gelten als Vasallen des Iran: Das ist zwar historisch nicht korrekt – der Beginn ihres Aufstands 2004 hatte innerjemen­itische Ursachen, und die Huthis sind zwar Schiiten, aber einer völlig anderen Tradition als die Iraner. Aus ihrem lokalen Aufstand im Norden des Jemen jedoch, der 2014 zum nationalen Konflikt wurde, ist längst ein Stellvertr­eterkrieg zwischen Saudi-Arabien und dem Iran geworden. Dem Iran wird auch die Entwicklun­g der Raketenkap­azität der Huthis angelastet. Riad wurde wiederholt mit Langstreck­enraketen beschossen.

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