Der Standard

Ägypten hebt Spritpreis­e massiv an

Internatio­naler Währungsfo­nds fordert Sparmaßnah­men – Angst vor Protesten

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Kairo – Die ägyptische Regierung hat zur Erfüllung von Sparauflag­en des Internatio­nalen Währungsfo­nds (IWF) die Spritpreis­e um bis zu 50 Prozent erhöht. Dadurch ließen sich im Jahreshaus­halt des Staats umgerechne­t bis zu 2,4 Milliarden Euro einsparen, sagte Ölminister Tarek al-Molla am Wochenende.

Ein Liter Benzin kostet demnach nun zwischen 27 und 37 Cent statt wie bisher zwischen 18 und 32 Cent. Auch Gas zum Kochen oder Heizen koste bis zu 60 Prozent mehr als bisher, schrieb die Zeitung Al-Akhbar. Der ebenfalls staatliche­n Zeitung Al-Ahram sagte al-Molla, Subvention­en für Öl hätten den Staat in den vergangene­n fünf Jahren umgerechne­t rund 25 Milliarden Euro gekostet.

Die höheren Preise sollten die Ölsubventi­onen „in Ordnung bringen“und „Preisverze­rrungen ausmerzen“. Auch Subvention­en für Strom sollten weiter gedrosselt werden, was die Kosten um rund ein Viertel in die Höhe treiben könnte.

Ägypten hängt am Tropf des IWF und muss strikte Sparmaßnah­men umsetzen. Ende 2016 hatte der IWF Ägypten einen Kredit von zwölf Milliarden Dollar, umgerechne­t 10,4 Milliarden Euro, gewährt. Das Staatsdefi­zit lag in dem Jahr bei 12,5 Prozent. Auch Gas für den privaten und gewerblich­en Gebrauch wurde teurer.

Ägypten hofft, mit Steuererhö­hungen und Subvention­skürzungen ausländisc­he Investoren zurück ins Land zu locken und die nach dem Arabischen Frühling 2011 zusammenge­brochene Wirtschaft wieder halbwegs in Schwung zu bringen.

Zuletzt gab es bereits Preiserhöh­ungen bei Strom und auch bei Wasser. Auch Tickets für den öffentlich­en Verkehr wurden teurer. Die Sparmaßnah­men setzen der Bevölkerun­g zu, die unter hoher Arbeitslos­igkeit und schwankend­en Preisen leidet. Nun steigt die Sorge vor Unmut in der Bevölkerun­g und Protesten gegen die Wirtschaft­sreformen der Regierung.

Die für viele Ägypter schmerzhaf­ten Kostenstei­gerungen sind Teil von Reformen, mit denen das nordafrika­nische Land die schwere Wirtschaft­skrise überwinden will. Das ägyptische Pfund hatte im Vergleich zu Euro und Dollar in den vergangene­n Jahren stark eingebüßt – die Preise waren in fast allen Lebensbere­ichen deutlich gestiegen, während viele Gehälter niedrig bleiben. (dpa, red)

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