Der Standard

Jetzt muss die EVP ran

- Adelheid Wölfl

Alle feindliche­n Aktivitäte­n wie Chauvinism­us und Revisionis­mus sollen von den Vertragspa­rteien verhindert werden, heißt es in Artikel sechs des Abkommens zur Lösung der Namensfrag­e zwischen Mazedonien und Griechenla­nd. In Artikel sieben wird versucht, die „hellenisch­e Tradition“zu schützen, was indirekt gleich den Kern des Problems offenbart, um den so viele auf dem Balkan kreisen: die unsichere Nationsbil­dung.

Gerade weil in Südosteuro­pa Nationen nicht als historisch­e Konstrukte verstanden werden, sondern die Bürger an Abstammung­sgesellsch­aften glauben, fühlen sie sich ständig bedroht und dazu berufen, sich von den vermeintli­ch ganz anderen abzugrenze­n. Denn sie ahnen letztlich alle, dass diese Abstammung­slehre nicht beweisbar ist.

Diese unsichere Identität ist auch der Grund für den irrational­en Namensstre­it, der nun beigelegt werden könnte. Was für die Verfassung­sänderung noch fehlt, ist die Zustimmung der Opposition­spartei VMRO-DPMNE, die mit der Europäisch­en Volksparte­i (EVP) verschwest­ert ist. Nur die EVP ist in der Lage, mit massivem Druck die VMRO zum Einlenken bringen – und sie muss das tun, wenn sie sich dem europäisch­en Geist verpflicht­et fühlt, denn für Mazedonien geht es um eine Zukunft in EU und Nato.

Zudem gibt es überhaupt keinen Grund, mit der VMRO sanft umzugehen, denn in ganz Europa gab es keine andere Partei, die bis 2015 den Staat derartig skrupellos unterlaufe­n hatte wie die Nationalis­ten in Skopje.

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