WM sollte kein Lotto sein
Hätte es vor vier Jahren bereits den Videobeweis gegeben, wäre Deutschland womöglich nicht Weltmeister geworden. Im Finale sprang der deutsche Goalie Manuel Neuer dem argentinischen Stürmer Gonzalo Higuaín nach einer knappen Stunde im Strafraum in Karate-Kid-Manier ins Genick, sodass es eigentlich Elfmeter hätte geben müssen. Gab es aber nicht. Der Schiedsrichter konnte sich die Szene nicht noch einmal in Ruhe anschauen. Argentinien ging nicht in Führung und bekam in der Nachspielzeit das alles entscheidende Gegentor.
Die Liste an eklatanten Fehlentscheidung im Spitzenfußball ließe sich beliebig fortsetzen. Bestes Beispiel war heuer das Champions-League-Semifinale zwischen Bayern und Real, das gleich von mehreren fragwürdigen (ausbleibenden) Pfiffen geprägt war. Der Fifa kann man daher viele Fehler vorwerfen, der erstmalige Einsatz des Videobeweises bei der WM in Russland zählt definitiv nicht dazu.
Dieser sorgt schlicht und ergreifend für mehr Gerechtigkeit. Es kann in niemandes Interesse sein, dass am Ende nicht die bessere, sondern die glücklichere Mannschaft gewinnt. Wer möchte, dass der Zufall regiert, soll Lotto spielen. Spannung und Faszination werden dem Fußball dadurch sicher nicht genommen. Es wird immer Szenen geben, über die man auch bei zehnmaliger Betrachtung trefflich streiten kann. Solche Fälle sollten aber möglichst die Ausnahme sein, nicht die Regel.