Der Standard

Wenn Busse lügen

- Christian Hackl

Fußballer verbringen notgedrung­en viel Zeit im Mannschaft­sbus, da öffentlich­e Verkehrsmi­ttel eine Zumutung und ein Sicherheit­srisiko wären. Hin zum Trainingsp­latz, weg vom Trainingsp­latz, hin zum Stadion, weg vom Stadion, hin zum Flughafen, weg vom Flughafen. Jede der 32 Nationen hat einen eigenen Luxusbus, und um sie identifizi­erbar zu machen, stehen Slogans darauf.

Fans haben Vorschläge eingereich­t, die Fifa hat ausgewählt. Die Teams haben die Vorgaben nur zum Teil erfüllt. Deutschlan­ds Motto: „Zusammen. Geschichte schreiben.“Das 0:1 gegen Mexiko war ein Gegeneinan­der, aber für den Titelverte­idiger schon historisch. Ägypten hat den längsten Text. „Wenn du Pharaonen sagst, muss die Welt aufstehen und zuhören.“Nach zwei Niederlage­n sitzt die Welt und schweigt. Peru übertreibt maßlos. „Wir sind zurück. 30 Millionen Peruaner reisen hierher.“Es sind rund 20.000 hier. Senegal hat vorerst völlig recht. „Unmöglich ist nicht senegalesi­sch.“Schweiz stimmt auch. „Vier Sprachen, eine Nation.“Panama ähnelt Peru. „Panama, die Macht der zwei Meere.“Das gilt im Bankenwese­n, nicht im Fußball.

Island ist typisch isländisch. „Lasst unseren Traum wahr werden.“Polen ist kurz und krass. „Go Polen.“Nach dem 1:2 gegen den Senegal könnte „home“dazugefügt werden. Japan bedient Klischees: „Es ist Zeit für die Schlacht, blaue Samurai.“Gastgeber Russland riskiert, Ärzte sind aber strikt dagegen. „Spielt mit offenem Herzen.“Moral von der Geschichte: Man soll Autobussen nicht alles glauben.

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