Der Standard

Zwei Sofahälfte­n, die Menschen zusammenbr­ingen sollen

Ab Mittwoch kann man im Wiener Museumsqua­rtier auf den „Peace Sofas“Gespräche über heikle Themen verfolgen

- Oona Kroisleitn­er

– Sunaria Ajellou ist aus dem Iran geflohen. Seit rund 20 Jahren lebt sie in Wien und ist mittlerwei­le österreich­ische Staatsbürg­erin. Ajellou hat ihr Leben der Flüchtling­shilfe gewidmet. Sie arbeitet beim Samariterb­und und unterstütz­t unbegleite­te minderjähr­ige Buben. Andreas Tolman ist halb Österreich­er und halb Amerikaner. Um sein Studium abzuschlie­ßen, ist er nach Wien gezogen. So unterschie­dlich die Leben der beiden sind, so ist es auch ihre Einstellun­g zum Thema Flucht. Während Tolman die Flüchtling­skrise beunruhigt, setzt sich Ajellou für die Integratio­n der Zugewander­ten ein.

Es sind konträre Standpunkt­e wie jene der beiden, die im Zuge des Projekts „Peace Sofas“diskutiert wurden. Dafür ließen die Diskussion­spartner erst ihre Möbel in der Hälfte auseinande­rschneiden und dann mit den Hälften anderer kombiniere­n. Ihre Gespräche zu den Themen Flüchtling­e, Abtreibung, Feminismus und Obdachlosi­gkeit wurden aufgezeich­net. Ab heute, Mittwoch, kann man auf den zusammenge­schusterte­n Sofas im Wiener Museumsqua­rtier Platz nehmen und sich die Gespräche über Lautsprech­er in den Möbeln anhören.

Nach der Flüchtling­skrise 2015 habe man Spannungen in der Gesellscha­ft gespürt, sagt Lukáš Zorád, Leiter des europäisch­en Netzwerks für Gewaltfrei­heit und Dialog: „Wir wollen die Polarisier­ung in der Gesellscha­ft reduzieren.“

Das funktionie­re am besten mit Gesprächen. Die Sofa-Dialoge sollen ein Anreiz dafür sein, sich mit anderen Meinungen auseinande­rzusetzen. Bei Tolman und Ajellou habe das funktionie­rt. Ajellou verstehe nun Tolmans Angst. Wenn man noch nie mit Flüchtling­en zu tun gehabt habe, seien Sorgen natürlich, meint sie. „Viele Flüchtling­e sind gute Menschen, die wir integriere­n müssen“, sagt Tolman.

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Sunaria Ajellou und Andreas Tolman diskutiere­n über Flüchtling­e. Wien

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