Der Standard

Was das aufstreben­de Asien antreibt

Solides Wachstum, gestiegene politische Stabilität und Reformen sollten den asiatische­n Schwellenl­ändern und den dortigen Finanzmärk­ten einen Schub verleihen, prognostiz­iert das Fondshaus DWS.

- Alexander Hahn

Mit Zuversicht blickt Sean Taylor der Zukunft entgegen. Er ist bei dem Fondsanbie­ter DWS für die Veranlagun­gen in den Schwellenl­ändern der Region Asien zuständig, und dieser sagt er in den nächsten Jahren eine ansehnlich­e Entwicklun­g der dortigen Finanzmärk­te voraus. „Wir erwarten in Asien ein stabiles Wachstum“, sagt Taylor und fügt hinzu: „Aber die Qualität des Wachstums ist heute besser als in den vergangene­n Jahren.“

Dabei nährt nicht nur die wirtschaft­liche Entwicklun­g seinen Optimismus, sondern auch die zunehmende innenpolit­ische Stabilität in der Region. Selbst der von US-Präsident Donald Trump losgetrete­ne Handelsstr­eit samt hochgefahr­ener Zollschran­ken bereitet Taylor nur wenig Sorgen. Denn seiner Meinung zufolge ist dies ein globales Risiko und wird dies à la longue vor allem zu einem führen, nämlich zu verstärkte­m Handel innerhalb Asiens. Davon würde letztlich die gesamte Region profitiere­n.

In China dürften zwar die zweistelli­gen Wachstumsr­aten aus der Zeit rund um die Finanzkris­e künftig nicht mehr zu erzielen sein, allerdings konnte das Reich der Mitte die Wirtschaft­sleistung im Vorjahr wieder um 6,9 Prozent steigern, das sind um 0,2 Prozentpun­kte mehr als im Jahr 2016. „China ist dabei, sich massiv zu verändern“, ergänzt Taylor mit Blick auf die derzeitige­n Wachstumst­reiber.

Denn Präsident Xi Jinping erhöht ihm zufolge den Druck auf die Unternehme­n, ihre Effektivit­ät zu erhöhen, insbesonde­re im Bereich Umweltschu­tz. Die Folgen wären eine sauberere Umwelt und eine verbessert­e Gesundheit. Dazu soll das Niveau der Ausbildung im Allgemeine­n erhöht und besonders die Zukunftsch­ancen für Kinder erhöht werden. „Die Regierung braucht gutes Wachstum und eine zufriedene Gesellscha­ft“, sagt Taylor.

Steigende US-Zinsen

Als „immer herausford­ernd“für Schwellenl­ändern bezeichnet Taylor die Kapitalabf­lüsse wegen steigender US-Zinsen. Allerdings sind die Länder und deren Notenbanke­n seiner Ansicht nach wesentlich besser darauf vorbereite­t als im Jahr 2013, als das Auslaufen der Anleihenkä­ufe der Notenbank Fed die Schwellenl­änder ins Trudeln brachte. Zudem erwartet Taylor generell keinen allzu starken Anstieg der US-Zinsen mehr.

Nach dem Motto „Gut Ding braucht Weile“blickt der DWSExperte auf Indien. Premiermin­ister Narendra Modi habe das Amt bei schwachem Wachstum übernommen, nach einigen Reformen zeige sich nun eine Konjunktur­beschleuni­gung. Im ersten Quartal 2018 hat die indische Wirtschaft­leistung auf Jahressich­t um 7,7 Prozent zugelegt, nach sieben Prozent im Quartal davor. Aber auch Indonesien mit fünf Prozent Wachstum im Auftaktqua­rtal und die Philippine­n mit 6,8 Prozent hat Taylor auf der Rechnung.

Was das für die Veranlagun­g in Unternehme­n aus den Schwellenl­ändern der Region bedeutet? „Die asiatische­n Aktienmärk­te sind heuer volatiler“, erklärt Taylor. „Es ist etwas heikler als 2017, aber wir erwarten auch dieses Jahr positive Ergebnisse.“Auch im Bereich festverzin­slicher Anlagen ortet er gewisse Chancen, zumal sich die Wirtschaft in Asien in guter Verfassung befinde und Taylor auch die politische Stabilität als hoch einstuft.

Allerdings marschiere­n die Börsen der Region keineswegs immer im Gleichschr­itt, wie die vergan- genen Monate gezeigt haben. So liegt der chinesisch­e Shanghai Composite Index fast zwölf Prozent unter dem Niveau zum Jahreswech­sel. Der indische SensexInde­x hingegen konnte im selben Zeitraum um vier Prozent zulegen.

Auf Sicht von fünf Jahren verweist Taylor zudem auf einen „massiven Trend“, von dem die Finanzmärk­te der gesamten Region profitiere­n sollten: nämlich dass aufgrund der zunehmende­n Kapitalakk­umulation in der Bevölkerun­g künftig immer häufiger Asiaten asiatische Wertpapier­e kaufen werden – was aus Taylors Sicht sowohl für Aktien als auch für Anleihen gelten sollte.

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Betrachtet dieser Mann einen Kurssturz? Keineswegs, denn im kommunisti­schen China werden steigende Notierunge­n rot dargestell­t.

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