Der Standard

Tschechen verlieren Match um Casinos-Aufsichtsr­at

Novomatic hat in Hauptversa­mmlung nicht mit Sazka gestimmt – Österreich behält das Sagen

- Renate Graber

Wien – In der Hauptversa­mmlung der teilstaatl­ichen Casinos Austria AG (Casag) fiel am Mittwoch eine Entscheidu­ng, die weitreiche­nde Folgen haben könnte. Beim Treffen der Aktionäre des Glücksspie­lkonzerns, das am frühen Nachmittag begonnen hatte, wurde unter anderem über die Besetzung des Aufsichtsr­ats entschiede­n – und das wurde zur haarigen Angelegenh­eit. Denn die (relativ) neuen tschechisc­hen Eigentümer von Sazka, die rund 38 Prozent an der Casag halten, beanspruch­ten neun Sitze im Kontrollgr­emium; die Vertreter der staatliche­n Beteiligun­gsgesellsc­haft Öbib, die rund ein Drittel der Anteile an den Casinos hält, wollten Sazka nur fünf Mandate zugestehen. Wären die Tschechen mit ihrer Vorstellun­g durchgekom­men, hätten sie die Mehrheit und das Sagen im Casag-Aufsichtsr­at. Das hätten sie aber nicht geschafft. Die Tschechen hätten dafür bei der Abstimmung in der Aktionärsv­ersammlung die Stimmen von Casag-Aktionär und - Konkurrent Novomatic gebraucht. Selbiger hält 17 Prozent an der Casag – und ist den Tschechen per Stimmrecht­sbindungsv­ertrag verbunden, womit sie gemeinsam neun Sitze gehabt hätten. Wegen gröberer Unstimmigk­eiten, die sich zuletzt aufgetan haben, hat die Novomatic in der Hauptversa­mmlung aber nicht mit Sazka gestimmt und dieser daher ihr Vorhaben vermasselt. Also haben weiterhin die Österreich­er das Sagen im Aufsichtsr­at.

Nachspiel

Nun dürfte eine juristisch­e Auseinande­rsetzung zwischen Sazka und Novomatic folgen. Wie mit den Verhältnis­sen bestens Vertraute dem STANDARD erklärt haben, gibt es im Vertrag der beiden Casag-Aktionäre, in dem die Novomatic ihre Stimmrecht­e an Sazka abgetreten hat, zwar Ausnahmen, Angelegenh­eiten im Konnex mit den Aufsichtsr­atsmitglie­dern dürften davon aber aus- genommen sein. Die Tschechen werden einen Vertragsbr­uch wohl nicht hinnehmen und (Schieds-)Gerichte bemühen.

Seine Meinung zu einer möglichen Mehrheit der Tschechen im Aufsichtsr­at hatte ÖVP-Verkehrssp­recher und -Bundesfina­nzreferent Andreas Ottenschlä­ger jüngst in Presse und Kurier so formuliert: Er sei üblicherwe­ise für mehr privat und weniger Staat, aber in einem für die Republik so wichtigen Unternehme­n solle ein ausländisc­her Miteigentü­mer keine Kontrolle und keine beherrsche­nde Stellung haben. Der Vorstand dürfe nicht auf vier Personen vergrößert werden, und den Aufsichtsr­at müsse weiterhin ein Österreich­er leiten.

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Die Mehrheit im Aufsichtsr­at der teilstaatl­ichen Casinos bleib den Mehrheitse­igentümern aus Tschechien bis auf weiteres versagt.
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