Tschechen verlieren Match um Casinos-Aufsichtsrat
Novomatic hat in Hauptversammlung nicht mit Sazka gestimmt – Österreich behält das Sagen
Wien – In der Hauptversammlung der teilstaatlichen Casinos Austria AG (Casag) fiel am Mittwoch eine Entscheidung, die weitreichende Folgen haben könnte. Beim Treffen der Aktionäre des Glücksspielkonzerns, das am frühen Nachmittag begonnen hatte, wurde unter anderem über die Besetzung des Aufsichtsrats entschieden – und das wurde zur haarigen Angelegenheit. Denn die (relativ) neuen tschechischen Eigentümer von Sazka, die rund 38 Prozent an der Casag halten, beanspruchten neun Sitze im Kontrollgremium; die Vertreter der staatlichen Beteiligungsgesellschaft Öbib, die rund ein Drittel der Anteile an den Casinos hält, wollten Sazka nur fünf Mandate zugestehen. Wären die Tschechen mit ihrer Vorstellung durchgekommen, hätten sie die Mehrheit und das Sagen im Casag-Aufsichtsrat. Das hätten sie aber nicht geschafft. Die Tschechen hätten dafür bei der Abstimmung in der Aktionärsversammlung die Stimmen von Casag-Aktionär und - Konkurrent Novomatic gebraucht. Selbiger hält 17 Prozent an der Casag – und ist den Tschechen per Stimmrechtsbindungsvertrag verbunden, womit sie gemeinsam neun Sitze gehabt hätten. Wegen gröberer Unstimmigkeiten, die sich zuletzt aufgetan haben, hat die Novomatic in der Hauptversammlung aber nicht mit Sazka gestimmt und dieser daher ihr Vorhaben vermasselt. Also haben weiterhin die Österreicher das Sagen im Aufsichtsrat.
Nachspiel
Nun dürfte eine juristische Auseinandersetzung zwischen Sazka und Novomatic folgen. Wie mit den Verhältnissen bestens Vertraute dem STANDARD erklärt haben, gibt es im Vertrag der beiden Casag-Aktionäre, in dem die Novomatic ihre Stimmrechte an Sazka abgetreten hat, zwar Ausnahmen, Angelegenheiten im Konnex mit den Aufsichtsratsmitgliedern dürften davon aber aus- genommen sein. Die Tschechen werden einen Vertragsbruch wohl nicht hinnehmen und (Schieds-)Gerichte bemühen.
Seine Meinung zu einer möglichen Mehrheit der Tschechen im Aufsichtsrat hatte ÖVP-Verkehrssprecher und -Bundesfinanzreferent Andreas Ottenschläger jüngst in Presse und Kurier so formuliert: Er sei üblicherweise für mehr privat und weniger Staat, aber in einem für die Republik so wichtigen Unternehmen solle ein ausländischer Miteigentümer keine Kontrolle und keine beherrschende Stellung haben. Der Vorstand dürfe nicht auf vier Personen vergrößert werden, und den Aufsichtsrat müsse weiterhin ein Österreicher leiten.