Der Standard

Volksbanke­n suchen Ausweg

Im Aufsichtsr­at der Volksbank Wien war die Post-Kooperatio­n gar kein Thema mehr. Schon davor war klar, dass sich die Banken im Westen durchgeset­zt haben.

- Renate Graber

Wien – Einmal mehr hat im Volksbanke­nsektor ein Machtkampf zwischen Westen und Osten stattgefun­den. Wie berichtet, hat der Sektor den Plan einer Kooperatio­n mit der Post AG begraben, damit wäre eine Beteiligun­g der Post an der Volksbank Wien verbunden gewesen.

Die Gremien der Volksbanke­n Tirol, Vorarlberg und Salzburg haben sich dagegen gestemmt – und gewonnen. Die Oberösterr­eicher haben ihre für diesen Montag anberaumte Aufsichtsr­atssitzung abgesagt, somit war fürs Spitzenins­titut Volksbank Wien die Niederlage klar. Sie war für die Kooperatio­n gewesen, hat das Thema dann in ihrer Aufsichtsr­atssitzung am Dienstag gar nicht mehr behandelt.

Wie berichtet hatte „der Westen“Gutachten in der Hand, wo- nach „Projekt Austria“(die PostKooper­ation) jede Menge Filialschl­ießungen und Mitarbeite­rabbau mit sich gebracht hätte. Von „nachhaltig­em Schaden“war die Rede. Die westlichen Volksbanke­n (VB), die gut kapitalisi­ert sind, wollten lieber eine andere Lösung und haben angedacht, ihre Beteiligun­g an der Volksbank Wien an die Bawag zur verkaufen.

Verhandlun­gen in diese Richtung hat aber das Spitzenins­titut („Zentralorg­anisation“) VB Wien nicht erlaubt. Sie hat im strengen Haftungsve­rbund, dem sich die Volksbanke­n nach ihrer Rettung durch den Staat unterwerfe­n mussten, das Sagen und weitreiche­nden Durchgriff­srechte.

Ohne Post und vor allem ohne den von ihr geplanten Kapitalein­schuss müssen die Volksbanke­n nun einen anderen Weg suchen, der ihnen weitere Einsparung­en und Synergien bringt. Filialschl­ießungen, Mitarbeite­rabbau, Bündelung gemeinsame­r Aufgaben werden wohl nicht ausbleiben, heißt es im Sektor. Früher oder später könnte es so zu einer „Volksbank Österreich“kommen.

Die Aufsicht (für die Volksbanke­n ist die Europäisch­e Zentralban­k zuständig) schaut den Entwicklun­gen im Sektor mit Argusaugen zu. Das tut auch die Republik: Die Volksbanke­n müssen ihr bis 2023 noch 234 Millionen Euro in Tranchen zurückzahl­en.

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