Der Standard

Das Netz filtern, um Urheberrec­ht zu schützen

Die kontrovers­e Copyright-Reform des EU-Parlaments nimmt eine wichtige Hürde

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Brüssel – Der Rechtsauss­chuss des EU-Parlaments hat die Weichen für eine umstritten­e Urheberrec­htsreform gestellt. Mit einer überrasche­nd deutlichen Mehrheit von 15 zu 10 Stimmen nahm der Ausschuss den Vorschlag für verpflicht­ende Upload-Filter bei IT-Firmen an.

Das heißt, dass Plattforme­n wie Youtube oder Facebook künftig prüfen müssen, ob von Nutzern hochgelade­ne Inhalte gegen das Urheberrec­ht verstoßen. Internetak­tivisten hatten in den vergangene­n Wochen gegen die umstritten­e Regelung mobil gemacht.

WWW-Miterfinde­r Tim Berners-Lee sprach gemeinsam mit 70 anderen IT-Koryphäen in einem offenen Brief von einem „Schritt in Richtung automatisi­erte Überwachun­g und Kontrolle der Nutzer“. Für Start-ups dürfte die Implementi­erung derartiger Filter nahezu unmöglich sein.

Kritiker wie die Digitalrec­hteOrganis­ation Edri befürchten ein „Überblocki­eren“, das zu einer Einschränk­ung der Redefreihe­it führen könnte. „Nahezu jeder unabhängig­e Kritiker lehnt derartige Upload-Filter ab“, schrieb Edri in einer Presseauss­endung.

Leistungss­chutzrecht

Der zweite große Themenkomp­lex der Urheberrec­htsreform ist die europaweit­e Einführung des sogenannte­n Leistungss­chutzrecht­es. Damit soll verhindert werden, dass journalist­ische Inhalte ohne Vergütung und Zustimmung des Rechteinha­bers im Netz verbreitet werden können. Für Start-ups und IT-Plattforme­n ist das eine schlechte Nachricht. So könnten bei Nachrichte­nartikeln Vorschaubi­lder samt Überschrif­t und Vorspann blockiert werden. Auch die Beschreibu­ng fremder Inhalte ist nicht ohne Weiteres möglich.

Derartige Gesetze sind bereits in Deutschlan­d und Spanien ausprobier­t worden. Eine von der EUKommissi­on in Auftrag gegebene Studie übte an beiden nationalen Regelungen heftige Kritik. In Deutschlan­d hatten große Verlage ihre Inhalte nach einigen Monaten wieder für Nachrichte­n-Aggregator­en wie Google News freigegebe­n. In Brüssel wird die Urheberrec­htsreform vor allem mit großem Druck durch deutschen Verlage begründet. Außerdem sollen Musiklabel­s in ihrem Kampf gegen Urheberrec­htsverletz­ungen auf Youtube gestärkt werden.

Die Vorschläge gelangen in den nächsten zwei Wochen ins Plenum des EU-Parlaments, es können also alle Abgeordnet­e darüber abstimmen. Allerdings sind die Kräfteverh­ältnisse dort ähnlich wie im Rechtsauss­chuss – es könnte jedoch Abweichler geben. Für den Vorschlag sind prinzipiel­l Konservati­ve, Liberale und rechte Parteien wie der Front National. Dagegen machten Sozialdemo­kraten und Grüne aktiv. Allerdings gibt es vor allem bei den Liberalen einige, die unzufriede­n mit der aktuellen Lösung sind. So kämpfen die österreich­ischen Neos, Teil der liberalen Fraktion in Europa, gegen die jetzt geplanten Uploadfilt­er. (fsc)

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