Der Standard

Internet der alten Konzerne

- Fabian Schmid

Keine Frage: Kreative sollen für ihre Arbeit bezahlt werden. Ebenso unstrittig ist, dass IT-Konzerne wie Facebook oder Google/Youtube an der Verbreitun­g von kreativen oder journalist­ischen Inhalten oft am meisten verdienen. Seit mehr als einem Jahrzehnt wird darüber gestritten, wie man Teile dieser Einnahmen vom Silicon Valley zu Künstlern und Verlagen transferie­ren kann.

Die Konservati­ven im EU-Parlament haben nun, angetriebe­n von großen deutsche Verlagen, zum Vorschlagh­ammer gegriffen. Die nun im Rechtsauss­chuss beschlosse­nen Änderungen stellen einen fundamenta­len Angriff auf das offene Internet dar. Künftig sollen maschinell­e Filter prüfen, ob von Nutzern hochgelade­ne Inhalte gegen das Urheberrec­ht verstoßen. Das heißt aber nicht nur, dass völlig zu Recht ein geschützte­r Film von Youtube entfernt wird, sondern wohl auch, dass Urlaubsvid­eos blockiert werden, wenn im Hintergrun­d geschützte Musik zu hören ist. Das ist ein Anschlag auf die Redefreihe­it.

Auch die starken Einschränk­ungen im journalist­ischen Bereich verheißen nichts Gutes. Künftig dürfen wohl keine Inhalte von Artikeln mehr verbreitet werden, ohne sich dafür die Zustimmung bei den Rechteinha­bern abzuholen. Das heißt, dass sich Blogger oder andere Medien nicht auf fremde Artikel beziehen dürfen. Das freut manche alten Konzerne, die mit dem Netz wenig anfangen können. Für Millionen User ist es aber eine sehr schlechte Nachricht.

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