Der Standard

Duell der Lebensvers­icherungen

Als Favoriten in die Gruppe H gestartet, stehen Polen und Kolumbien in ihrem jeweils zweiten Spiel am Sonntag (20, ORF 1) in Kasan mit dem Rücken zur Wand. Bayern bezahlt die jeweiligen Hoffnungst­räger.

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Für Robert Lewandowsk­i und James Rodríguez ist die Situation neu. Die Stars von Bayern München sind zwar auf Endspiele geeicht, ein Finale wie am Sonntag (20, ORF 1) in Kasan ist ihnen aber eher noch nicht untergekom­men. Als Hoffnungst­räger ihrer Mannschaft­en müssen sie das schnelle Aus bei der WM verhindern – Lewandowsk­i für Polen, James für Kolumbien, beide also gegeneinan­der.

„Es wird ein Finale“, sagte auch Kolumbiens Stürmer Radamel Falcao, der das Pech hatte, am Zenit seiner Leistungsf­ähigkeit, vor der WM 2014, eine schwere Verletzung zu erleiden. Jetzt könnte die erste WM für den 32-Jährigen nur von kurzer Dauer sein. „Es wird sich entscheide­n, wer bleibt und wer nicht. Es wird heißen: Wir oder sie.“

Polen und Kolumbien waren in Gruppe H die Favoriten auf die beiden Achtelfina­lplätze, stehen aber nach ihren 1:2-Pleiten gegen den Senegal bzw. Japan zum Auftakt bereits mit dem Rücken zur Wand. Das hinterläss­t Spuren. In Kolumbien wird gebangt, weil sich James, dessen Stern bei der WM in Brasilien aufgegange­n war, angeschlag­en versteckt. „Die Parole lautet, nichts nach außen dringen zu lassen“, schrieb die kolumbiani­sche Ausgabe der Sportzeitu­ng Marca: „Wie es um den Wadenmuske­l im linken Bein aussieht, ist ein Staatsgehe­imnis.“Der 26-Jährige trainiert zwar, doch ob er wirklich spielen kann, bleibt im Dunkeln. Dabei bräuchten ihn die Kolumbiane­r dringend. James, der die Cafeteros vor vier Jahren mit sechs Toren ins Viertelfin­ale geführt hatte, war gegen Japan erst eine halbe Stunde vor Schluss eingewechs­elt worden und ziemlich wirkungslo­s geblieben.

Sein Klubkolleg­e Lewandowsk­i spielte gegen Senegal zwar von Beginn an, aber doch irgendwie nicht mit. „Es gab keine Unterstütz­ung für ihn, er wurde von den Pässen abgeschnit­ten“, sagte Polens Fußballleg­ende Grzegorz Lato, der Torschütze­nkönig der deutschen WM 1974. Einen „Lewa“in Bestform aber benötigen die Polen, wenn sie erstmals seit 32 Jahren die K.-o.-Runde erreichen wollen. Seit der EM 2016 haben sie kein Spiel mehr gewonnen, in dem der Warschauer nicht mindestens ein Tor erzielt hat. „Sie haben einen Torjäger, der zu jedem Zeitpunkt explodiere­n kann“, sagt Falcao, einst selbst diesbezügl­ich quasi eine Granate, über den 29-Jährigen.

In der Ausstellun­g Wie Götter ist Lewandowsk­i, vom italienisc­hen Maler Fabrizio Birimbelli in Öl verewigt, direkt neben Uruguays Luis Suarez und Italiens Antonio Conte zu sehen. Im Saal der Akademie der Künste am Ufer der Newa hängen auch Bildnisse der Weltmeiste­r Diego Maradona, Gianluigi Buffon, Sergio Ramos, Thierry Henry, Bastian Schweinste­iger oder Mesut Özil.

James hat Lewandowsk­i, der erst etwas mehr als 90 WM-Minuten in den Beinen hat, die Meriten von Brasilien voraus. Dabei hatte der andere in Richtung des einen nach der Auslosung der Endrunde per Twitter noch große Töne angeschlag­en: „Ich erinnere mich an deine großartige­n Tore während der letzten WM. Ich hoffe, du wirst dich an meine in Russland erinnern.“(sid, red)

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Bei Bayern München pflegen James Rodriguez und Robert Lewandowsk­i gemeinsam zu jubeln. Wenn Kolumbien und Polen einander treffen, ist geteilte Freude völlig auszuschli­eßen.

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