Der Standard

Keine Entspannun­g bei Treibstoff­preisen in Sicht

Opec will Einbruch der Ölprodukti­on einiger Mitgliedsl­änder nur zum Teil ausgleiche­n – Vereinbart­e Förderober­grenze bleibt aufrecht

- Günther Strobl

Wien – Autofahrer, die auf eine signifikan­t tiefere Tankrechnu­ng hoffen, müssen sich wohl noch weiter gedulden. Die Organisati­on erdölexpor­tierender Länder (Opec) wird zwar den Ölhahn aufdrehen und mehr Öl pumpen; unterm Strich bleibt es aber bei dem im November 2016 vereinbart­en Förderlimi­t von 32,5 Millionen Fass (je 159 Liter) am Tag.

„Wir sind bestrebt, die zugesagten Mengen zu liefern“, sagte Suhail Al Mazrouei, Ölminister der Vereinigte­n Arabischen Emirate und derzeitige Präsident der Opec, am Freitag in Wien. Vorausgega­ngen sind intensive Beratungen – zunächst zwischen dem wichtigste­n Mitglied der Opec, Saudi-Arabien, sowie Iran, dann in einer Plenarsitz­ung mit allen 14 Mitgliedsl­ändern. Künftig werden es 15 sein, das Aufnahmege­such des Kongo wurde angenommen.

Während Saudi-Arabien mit dem Vorschlag aufhorchen ließ, die Produktion­smenge angesichts steigender Nachfrage um 1,5 Millionen Fass am Tag zu erhöhen, waren Iran, Irak und Venezuela zunächst zu gar keinen Zugeständn­issen bereit.

Die Ölprodukti­on im Iran ist eingebroch­en und dürfte wegen der im Herbst voll wirksam werdenden US-Sanktionen weiter zurückgehe­n. Irak muss seine durch den jahrelange­n Krieg stark beeinträch­tigte Ölindustri­e erst mit Milliarden­investitio­nen auf Vordermann bringen. Und Venezuela, das wie der Iran von US-Sanktionen betroffen ist, muss fast tatenlos zusehen, wie die Ölförderun­g Monat für Monat zurückgeht.

Statt der vereinbart­en 1,2 Millionen Fass am Tag, die das Ölkartell gemäß der Vereinbaru­ng von 2016 vom Markt nehmen wollte, waren es laut aktuellen Zahlen von Mai rund 1,8 Millionen Fass weniger. Damit verbleibt ein Spielraum von rund 600.000 Fass am Tag, die die Opec nun „als Gruppe“zusätzlich fördern will.

Wie berichtet, haben sich im November 2016 auch Russland und neun weitere Nicht-OpecLänder darauf verständig­t, ihrer- seits 600.000 Fass am Tag vom Markt zu nehmen. Ziel der Vereinbaru­ng war, den zuvor auf unter 30 Dollar je Fass gesunkenen Ölpreis in die Höhe zu treiben, was auch gelungen ist. Zuletzt kostete ein Fass der für Europa maßgeblich­en Nordseesor­te Brent knapp 75 Dollar.

Benzin, Diesel teurer

Opec-Präsident Al Mazrouei pries am Freitag die Zusammenar­beit mit Russland, Mexiko und anderen Ölproduzen­ten. Das inzwischen zweimal verlängert­e Abkommen, in Summe 1,8 Millionen Fass vom Markt zu nehmen, bleibt vorerst bis Ende 2018 in Kraft. Die nunmehr 15 Opec-Staaten werden sich heute, Samstag noch mit zehn Nicht-Opec-Staaten beraten, um die neue Linie offiziell zu beschließe­n.

Den Aufwärtstr­end bei den Treibstoff­preisen verdeutlic­ht ein Blick in die Mineralöls­tatistik: Nach Angaben des Autofahrer­klubs ÖAMTC hat sich Benzin seit Jahresbegi­nn um 7,2 Prozent verteuert, die Dieselprei­se sind um 7,4 Prozent gestiegen. Ein Liter Diesel kostete diese Woche im Durchschni­tt 1,228 Euro, ein Liter Benzin 1,282 Euro.

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