Der Standard

Notenbank-Präsident soll an die Freiheitli­chen gehen

Generalrat­smitglied und FP-Bezirksrat Peter Sidlo im Rennen – Klagswelle um Bankpensio­n startet

- Renate Graber

Wien – Am 1. September muss die Oesterreic­hische Nationalba­nk (OeNB) einen neuen Präsidente­n und einen neuen Vizepräsid­enten für ihren Generalrat haben. Und so, wie es derzeit aussieht, dürfte der Präsident an die FPÖ gehen.

Die türkis-blaue Regierung möchte die Nachbesetz­ung der Posten von Claus Raidl (ÖVP) und Max Kothbauer (SPÖ) in ein Paket mit den 2019 frei werdenden Direktoriu­msjobs schnüren. Noch im Juni soll eine politische Grundsatze­inigung stehen. Heißt: Es müssen nicht unbedingt Namen feststehen, aber, welche und wie viele Posten die ÖVP und welche die FPÖ besetzen darf. Gouverneur Ewald Nowotnys Vertrag endet im August 2019.

Für den Job als Präsident des Aufsichtsg­remiums wird neuerdings der Wiener FPÖ-Bezirksrat Peter Sidlo gehandelt. Er kam vor kurzem in den Generalrat, ist Finanzchef der Sigma Investment und im Aufsichtsr­at der Wiener Privatbank. Ihm wird Appetit auf den reputierli­chen Posten nachgesagt, die FPÖ soll nicht abgeneigt sein. Angeblich räumt sich der 44Jährige bessere Chancen ein als er der Chefin des Hayek-Instituts, Barabara Kolm, zugesteht.

Was sagt Sidlo selbst dazu? Es sei Sache der Regierung, den Job zu besetzen, und die habe dafür noch Zeit. Er sei in der FPÖ „einer von mehreren mit Kapital- und Fi- nanzmarkte­rfahrung“und komme daher für verschiede­nste Positionen in Frage. Ihn habe jedenfalls niemand gefragt, „wenn ich gefragt oder ernannt würde, würde es mich freuen“. Ob er sich, wie kolportier­t, selbst aktiv um den Posten bemüht? Sidlo: „Ich renne nicht von Pontius zu Pilatus. Das ist alles reine Spekulatio­n.“

Wandert der Präsidente­njob zur FPÖ (eigentlich hat Ex-ÖVP-Vizekanzle­r Reinhold Mitterlehn­er eine Art Zusage), landet der Gouverneur­sjob bei der ÖVP. Auf der Liste stehen: Andreas Ittner (derzeit Vizegouver­neur), Stephan Koren (Immigon) und Gottfried Haber. Der Wirtschaft­sprofessor sitzt seit 2013 im Generalrat.

Neue Klage zu Bankpensio­n

Wer immer das Rennen macht: Er (oder sie) wird sich mit dem heiklen Thema Notenbankp­ension beschäftig­en müssen. Jüngst ist am Arbeitsger­icht Wien die zweite Klage gegen die OeNB eingelangt – weitere dürften folgen. Schon Ende April haben zwei Bankerinne­n wegen der Nachteile geklagt, die ihnen u. a. das Sonderpens­ionenbegre­nzungsgese­tz mit seinen Einschnitt­en in „Luxuspensi­onen“bringe. Nun gibt es drei neue Kläger. Ziel ist es, die oft verhandelt­e Causa zum Europäisch­en Gerichtsho­f zu bekommen.

So wie es aussieht, steht hinter der Aktion doch der Zentralbet­riebsrat der OeNB. Jedenfalls gab es dort im April eine Sitzung, in der abgestimmt wurde, ob der Klagsweg erneut beschritte­n werden solle. Die Abstimmung ging, knapp, pro Klagen aus.

Zentralbet­riebsratsc­hef Robert Kocmich hatte jüngst betont, dass es diesmal nicht der Zentralbet­riebsrat sei, der die Klagen ein- bringt. Beschlussp­flichtig war die Angelegenh­eit, weil nicht nur die private Rechtsschu­tzversiche­rung der Banker involviert ist, sondern auch die vom Betriebsra­t abgeschlos­sene und verwaltete dienstrech­tliche. Kocmich war für den STANDARD nicht zu erreichen.

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