Der Standard

Wie viele Gene hat der Mensch?

Bioinforma­tiker liefern neue Schätzunge­n

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Mondphasen London/Wien – Es klingt erstaunlic­h und ist doch wahr: Die Genetik weiß rund 15 Jahre nach Ende des Humangenom­projekts immer noch nicht ganz genau, wie viele Gene ein Mensch besitzt. Klar ist nur, dass es weniger sind, als die führenden Experten noch um das Jahr 2000 herum vermuteten. Damals legte der britische Genetiker Ewan Binney, heute Direktor des European Bioinforma­tics Institute, in einer Bar in Could Spring Harbour (US-Bundesssta­at New York) ein Wettbuch auf, in dem Fachkolleg­en ihre Schätzunge­n der Zahl menschlich­er Gene, die für Proteine codieren, eintragen konnten.

460 der führenden Genetiker trugen in den nächsten drei Jahren in dieses Buch ihre Schätzunge­n ein – und lagen zum Teil spektakulä­r falsch. Die Mutmaßunge­n, die in der Bar im US-Zentrum für Genomforsc­hung abgegeben wurden, gingen von viel zu hohen Zahlen aus. Viele nannten Werte von über 100.000 Genen, Siegerin wurde die US-Genetikeri­n Lee Rowen, die mit 25.947 Genen auch zu hoch lag.

In den letzten Jahren wurde immer klarer, dass diese Zahl nur bei gut 20.000 liegt, also ziemlich genau der Hälfte. Das ist einigermaß­en ernüchtern­d, aber womöglich immer noch nicht der Weisheit letzter Schluss. Kürzlich publiziert­e eine Gruppe um den Bioinforma­tiker Steven Salzberg (Johns Hopkins University) auf der Preprint-Plattform BioRxiv die neusten Zahlen. die Forscher fanden rund 5000 weitere Gene, davon 1200, die für Proteine codieren. Insgesamt kamen die Forscher damit auf 21.306 Protein-codierende Gene und 21,856 nichtcodie­rende Gene. Wie Nature online berichtet, sind aber auch diese aktuellen Zahlen schon wieder umstritten.

Die noch zu erwartende­n Korrekture­n werden aber gewiss nichts daran ändern, dass der Gemeine Wasserfloh mit rund 30.000 Genen rund 10.000 mehr hat als der Mensch. (tasch)

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