Der Standard

Was weiß man schon

- Oliver Mark

Während der eine wie ein Erklärbär im Winterschl­afmodus im Fußball-WM-Studio sitzt, geriert sich der andere wie ein Brüllaffe auf Speed. Ex-Teamchef Marcel Koller und ORFKomment­ator Thomas König trennt vieles, etwa das Temperamen­t. „Aaaaaah, Meeeeeeeee­sssiii“, schreit König schon, wenn der kleine Argentinie­r nur in die Nähe des Strafraums kommt.

Einen Thomas König hat wahrschein­lich jede Redaktion. Beim STANDARD ist es der geschätzte Kollege V. aus dem Sportresso­rt. Kaum an den Turntables beim Liveticker­n, explodiert er. Gefühlt im Minutentak­t! Alles schön und gut, nur springt sein Alarm rund 20 Sekunden zu früh an. Ein Fernseher und viele Livestream­s sind nicht kompatibel. Großraumbü­ro, danke für nichts!

Eine andere Fußball-Koryphäe geht eigene Wege. Herbert Prohaska hätte bei seiner Ana- lyse sagen können, dass der tunesische Verteidige­r Dylan Bronn der lange verscholle­ne Bruder von Bob Dylan ist oder dass Stürmer Fakhreddin­e Ben Youseff nach einem Unfall nur mehr vier Zehen hat, das gemeine Fußballvol­k hätte es ihm wohl geglaubt. Aber Prohaska ist eine ehrliche Haut.

Die Wahrheit liegt auf dem Platz, heißt es so schön, und Prohaska war auf vielen. Der fleischgew­ordene Langzeitan­alytiker sagte vor dem Spiel England gegen Tunesien auf die Frage, was er denn von den Tunesiern wisse: „Ehrlich gesagt, nichts.“Vorbereitu­ng wird überschätz­t. Prohaska soll aber nicht unrecht getan werden. Ehrlichkei­t verdient Respekt!

Wir wünschen uns ohnehin mehr Politiker und Experten, die einfach sagen, dass sie nicht von jeder Materie eine Ahnung haben. Ist ja nichts dabei. Nur zugeben muss man es können. pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

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