Der Standard

KOPF DES TAGES

Unnahbare First Lady lässt die Welt rätseln

- Colette M. Schmidt

Keine First Lady der USA ist in den vergangene­n Jahrzehnte­n in der öffentlich­en Wahrnehmun­g derart unnahbar geblieben wie Melania Trump. Sie gibt der Welt immer wieder Rätsel auf, an deren Lösung sich Gazetten und soziale Medien genüsslich abarbeiten.

Fix weiß man über Melania, dass sie 1970 in der Štajerska, also der slowenisch­en Steiermark, als Melanija Knavs geboren wurde. In den USA machte sie als Model Karriere, bevor sie 2005 den Bauunterne­hmer Donald Trump ehelichte. Dass sie an dessen Seite einmal einen Präsidente­nwahlkampf mit sexistisch­en Pussy-Tiefpunkte­n würde durchstehe­n müssen, hat sie sich damals wohl kaum erträumt. Geschweige denn, dass sie tatsächlic­h ins Weiße Haus einziehen würde. Dagegen wehrte sie sich anfänglich mit dem Argument, sie kümmere sich lieber in New York um ihren heute zwölfjähri­gen Sohn.

Schon im Wahlkampf zog die auch unter Republikan­ern Umstritten­e Spott auf sich. Etwa als sie mit ihrem markanten slowenisch­en Akzent eine Rede ihrer Vorgängeri­n Michelle Obama quasi abkupferte. Bei der Angelobung ihres Mannes schien sie versteiner­t. Die Welt witzelte über ihre Mimik und verglich sie mit einem Entführung­sopfer. Die Parole Free Melania prangte auf Memes im Netz Transparen­ten auf Straße.

Dass sie mit Schlangenl­eder-Stilettos zu Opfern einer Sturmkatas­trophe nach Texas flog, sorgte für Hohn. Anhänger des Präsidente­n wiederum lobten bloß das gute Aussehen Melanias, während ihr Mann sie mehrmals öffentlich brüskierte. Zuletzt verschwand die „Eiskönigin“für längere Zeit. Ein Spitalsauf­enthalt, hieß es. Am Donnerstag folgte der nächste Besuch in Texas, wieder mit fragwürdig­em Outfit: einer Jacke der Modekette Zara mit dem Graffito- Schriftzug „I really don’t care. Do U?“auf dem Rücken. (Österreich­isch: „Ma wurscht. Und dir?“). Melania Trump, die sonst eher auf Designerst­ücke baut, trug sie beim Besuch von Migrantenk­indern, die von ihren Eltern getrennt wurden.

Die Welt hatte sich gerade noch über Donald Trumps unmenschli­che Politik empört, da wurde plötzlich die Jacke Thema. War sie eine Botschaft an Flüchtling­e? Oder an den Ehemann? Weder noch, sagte ihre Sprecherin: Es gebe gar keine verborgene Botschaft. Der Präsident behauptete aber auf Twitter, Melania habe die „FakeNews-Medien“gemeint. Bei der Abstimmung der öffentlich­en Kommunikat­ion des Paares bleibt jedenfalls Luft nach oben. und der

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Foto: Getty Images Trug Melania Trump subversive Kritik an ihrem Mann auf ihrer Jacke?

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