Der Standard

Ganz okay statt so lala

- Sigi Lützow

Wie so oft täuscht der Eindruck. Die bisherigen Spiele der Fußballwel­tmeistersc­haft in Russland – bis Freitagabe­nd waren immerhin mehr als vier Zehntel das Mammutprog­ramms abgespult – sind nicht schlechter als die Vorrundenp­artien der Endrunden davor. Es gibt sogar Argumente dafür, dass sie im Durchschni­tt besser sind, wenn man nicht nur vom reinen Unterhaltu­ngswert ausgehen will. Und welcher echte Fußballfan will das, wo es doch der böse, böse Weltverban­d ist, der diesen durchaus ernsten Sport ins reinste Disneyland verwandeln will. Zugegeben, ein 1:0 ist kein Wunscherge­bnis, ärger ist nur noch ein 0:0, aber torlos ist in Russland gegenwärti­g überhaupt nicht modern.

Knappe Ergebnisse lassen durchaus den Schluss zu, dass für die Endrunde qualifizie­rte Mannschaft­en tatsächlic­h etwas im Feld zu suchen haben. Chancenlos­igkeit ist eine Seltenheit, fast jedes Spiel hätte quasi auch so statt so ausgehen können. Für die Ausreißer – Spanien vs. Portugal (3:3), Argentinie­n vs. Kroatien (0:3), Deutschlan­d vs. Mexiko (0:1) – braucht sich auch niemand zu entschuldi­gen. Wem die Torlawinen abgehen, der möge warten, bis frisches Blut zugeführt und das Feld um 16 Mannschaft­en erweitert ist (2026), wobei es keine Garantie gibt, dass sich besonders viele Wehrlose darunter befinden werden. Denn der Sport entwickelt sich in der Breite offensicht­lich rasanter, als die Spitze enteilen kann.

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