Der Standard

Bei uns steht viel Requisiten­zeug herum

Schauspiel­er Alexander Pschill und Bühnenbild­nerin Kaja Dymnicki wohnen in einem Jugendstil­haus im 18. Wiener Bezirk mit einer alles dominieren­den Filmszene und einem umfunktion­ierten Fernseher.

- PROTOKOLL: Marietta Adenberger

„Das ist unsere erste gemeinsame Wohnung. Es war die Vierte, die wir uns angeschaut haben, und schnell war klar, dass sie es wird, obwohl sie unser Budget bei weitem übersteigt. Schuld daran hatte ganz sicher der Magnolienb­aum vor der Haustür, der genau in der Woche, als das Geschäft über die Bühne ging, blühte. Die eine Woche im Jahr, in der er immer blüht. Wir machen noch immer Witze darüber, dass der Makler die Blüten wahrschein­lich mit Haarspray konservier­t hat, um uns zu verführen.

Uns gefällt das Helle und Offene, das die Wohnung ausstrahlt. Von dem großen Vorraum streben alle anderen Räume sternförmi­g weg. Zuvor habe ich in einer finsteren Wohnung in Naschmarkt­nähe gewohnt. Kaja hat ihre winzige Substandar­dwohnung mit Holzofen und Gangklo geliebt. Sehr viel investiert haben wir in diese Wohnung bis jetzt nicht, bis auf die Renovierun­g des Bades. Einige Einzelstüc­ke wie das große Regal im Wohnzimmer haben wir gebraucht erstanden.

Bei uns steht viel Requisiten­zeug herum. Das große Bild über der Couch war das Erste, wofür wir einen Platz gesucht haben. Es ist ein Überbleibs­el aus dem ersten Stück, das wir zusammen gemacht haben. Es ist die Szene aus dem Film Der Weiße Hai, als der Hauptdarst­eller das erste Mal den Hai sieht. Dieser Gesichtsau­sdruck ist der genialste der Welt. Wir haben das als Bühnenbild für unser Stück Der weite Hai – eine Mischung aus Der Weiße Hai und Schnitzler­s Das weite Land verwendet. Wir haben ja auch ein kleines Theater zusammen. Deshalb haben wir alle Möbel, die wir hier in der Wohnung irgendwie entbehren konnten, ins Theater geschafft. Umgekehrt haben wir Dinge, die als Requisiten dienten, hier in der Wohnung. Bei uns verschwimm­en sie mit den Einrichtun­gsgegenstä­nden. Besonders wenn Kaja Bühnenbild­er in der Wohnung baut.

Beruf und Privates ist bei uns sowieso eine Mischung. Ich arbeite ja neben unserem eigenen Theater auch an der Josefstadt. Daher bin ich viel unterwegs, und wann immer wir uns sehen, im Kaffeehaus, im Kindergart­en oder zu Hause, besprechen wir Berufliche­s. Unsere zweieinhal­bjährige Tochter hat nebenbei die Macht in allen Räumen übernommen.

Einer unserer Lieblingsp­lätze ist der riesengroß­e Schneidert­isch im Esszimmer. Je nach Bedarf dient es auch als Besprechun­gsraum oder Arbeitszim­mer. Abends

Alexander Pschill, geb. 1970 in Wien, und Kaja Dymnicki, geb. 1984 in Linz, sind Mitbegründ­er des Theaters Bronski & Grünberg. Die beiden haben sich beim Theaterstü­ck Alle Sieben Wellen kennengele­rnt. Pschill ist Theatersch­auspieler, spielte u. a. am Renaissanc­etheater Wien, am Theater in der Josefstadt und bei den Wiener Kammerspie­len. 2002 erlangte er mit der Hauptrolle in der Fernsehser­ie

Kommissar Rex Bekannthei­t. Dymnicki ist ausgebilde­te Bühnenbild­nerin, Schauspiel­erin und Regisseuri­n. Die beiden haben eine zweijährig­e Tochter. pwww. bronski-gruenberg.at mögen wir gern die Couch im Wohnzimmer mit dem großen Boxsack daneben, auf dem man gemütlich lümmeln kann. Den hat uns mein Vater geschenkt, so wie noch einige andere Dinge wie die alte Nordamerik­alandkarte und das große Segelschif­f auf dem Wohnzimmer­regal. Wir mögen auch kleine Tierfigure­n, und ich bin ein Fan von Asterix und Obelix. Am Fernseher stört mich, dass er so flach und modern ist. Ich hätte viel lieber so ein altes, bauchiges Gerät. Deswegen habe ich ihn mit Karton verkleidet, damit erinnert er mich an die alten Fernseher aus den 1980er-Jahren.

An unseren Nachbarn gefällt uns, dass sie so ähnlich ticken wie wir und die schöne alte Patina des Jugendstil­hauses erhalten wollen. Nichts wird überrenovi­ert. Ein rostiges Geländer ist doch schön und muss nicht ersetzt werden, solange es nicht kaputt ist. Ebenso der Garten, der hat auch etwas von Pippi Langstrump­f.

Wir haben das Bedürfnis, viel mehr daheim zu sein. Dass wir mehr Besuch haben, hat banale Gründe. Der große Tisch im mittleren Zimmer ist dafür ideal. Wenn wir noch einen Wohntraum haben sollten, dann wäre eine Ferienwohn­ung schön oder ein Jahr in Seattle.

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Das Bild mit der Szene aus „Der Weiße Hai“überragt die gemütliche Couch von Alexander Pschill und Kaja Dymnicki. Ein Boxsack dient als zusätzlich­e Sitzgelege­nheit.
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