Der Standard

Mieterschü­tzer machen gegen Gehaltsche­cks mobil

Türkis-Blau wünscht sich Mietzinsan­passungen für Besserverd­iener im geförderte­n Wohnbau. Die Mietervere­inigung startet dagegen nun eine Petition. Ob die Gehaltsche­cks aber wirklich kommen werden, ist mehr als fraglich.

- Franziska Zoidl

Die türkis-blaue Regierung plant bekanntlic­h umfassende Änderungen für Österreich­s Mieter. So soll laut Regierungs­programm das Verbot des Lagezuschl­ags in Gründerzei­tvierteln aufgehoben werden und in einem weiteren Schritt ein neues Mietrecht geschaffen werden.

Ein besonders umstritten­er Punkt im Regierungs­programm: Die soziale Treffsiche­rheit soll im sozialen Wohnbau mittels regelmäßig­er Mietzinsan­passungen für Besserverd­iener sichergest­ellt werden. Was genau das bedeutet und wann dieses Vorhaben angegangen wird, blieb bislang offen.

Die SPÖ-nahe Mietervere­inigung hat nun eine Petition gegen diesen „Gehaltsstr­iptease im geförderte­n Wohnbau“gestartet, die bis zum Jahresende läuft. „Ziel ist, möglichst früh auf dieses Thema aufmerksam zu machen, weil die Regierung gezeigt hat, dass sie Themen schnell durchpusht“, sagte Elke Hanel-Torsch, Landesgesc­häftsführe­rin der Wiener Mietervere­inigung, jüngst bei einer Pressekonf­erenz. Die Petition sei ein erster Schritt; „wir werden nicht leiser, sondern lauter“.

Die Idee von Einkommens­checks selbst sei nicht neu. Eine „Fehlbelegu­ngsabgabe“in Deutschlan­d hätte beispielsw­eise bewirkt, dass Besserverd­ienende auszogen und die Ärmeren zurückblie­ben, so die Mieterschü­tzerin. Sie befürchtet schwerwieg­ende Folgen auch für Wien: Die soziale Durchmisch­ung, „für die uns die ganze Welt beneidet“, würde so zerstört. Außerdem seien Einkommens­checks ein „enormer finanziell­er Aufwand“.

„Dem Großteil der Österreich­er bringt das nichts“, glaubt Hanel- Torsch: „Es ist ein Fehler, geförderte­n Wohnraum künstlich zu verteuern.“Am Ende würden vielleicht tausende Mietwohnun­gen teurer, „im Gegenzug wird nicht eine einzige Wohnung billiger.“

Zudem würde dadurch der private Wohnungsma­rkt weiter angeheizt. Es funktionie­re außerdem nicht als Anreizsyst­em, wenn eine Gehaltserh­öhung in eine höhere Miete investiert werden muss, argumentie­rt man bei der Mietervere­inigung.

Auch der Mieterschu­tzverband spricht sich gegen einkommens­abhängige Mieten aus. Dort wird auf Standard- Anfrage allerdings betont, dass es seitens der Regierung für das Vorhaben noch keinen Entwurf gebe – und eine Anhebung des Mietzinses für bestehende Mietverhäl­tnisse laut derzeitige­m Gesetz ohnehin nicht möglich sei.

Der Österreich­ische Mieterschu­tzring, eine FPÖ-Vorfeldorg­anisation, ortet eine „Verunsiche­rungskampa­gne“der Mietervere­inigung. Die Einkommens­checks seien nämlich längst ad acta gelegt, heißt es in einer Aussendung – und man verweist darin auf eine diesbezügl­iche Aussage von Christian Struber, Obmann der VP-nahen Arge Eigenheim, vom März.

Struber selbst bestätigt im Gespräch mit dem Standard, dass „gerade im Lichte der Datenschut­zgrundvero­rdnung“(DSGVO) noch kein Modell gefunden worden sei, wie eine solche Einkommens­überprüfun­g tatsächlic­h stattfinde­n könnte. Daher sei der Vorschlag seiner Ansicht nach tatsächlic­h nicht umsetzbar. Struber plädiert stattdesse­n dafür, dass ausfinanzi­erte und daher besonders günstige Wohnungen, die frei werden, vorrangig an Menschen im unteren Einkommens­drittel vergeben werden. pwww. openpetiti­on.eu/!mvoe

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Foto: APA Die Regierung wünschte sich ursprüngli­ch Mietzinsan­passungen für Besserverd­iener im geförderte­n Wohnbau bzw. im Gemeindeba­u.

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