Der Standard

Raumteiler­festival in Wien: Die Suche nach der Gewerbe-WG

Erste Börse für kooperativ Raumsuchen­de samt digitaler Plattform

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Raumteiler­festival“, unter diesem Namen fand kürzlich in der Wiener Nordbahnha­lle die erste Börse für kooperativ Raumsuchen­de statt. Initiatori­n Mirjam Mieschenda­hl hat mit ihrem Team von imgrätzl.at dieses Format als SmartCity-Demo-Projekt gestartet: „Wir sehen für Kleinstgew­erbetreibe­nde in der Gemeinscha­ft eine Chance.“

Auf der Plattform wurde parallel eine digitale Partnersuc­he ins Leben gerufen. Für ein leer stehendes Objekt in der Favoritner Dieselgass­e werden etwa bis Oktober auf der Basis eines Verwertung­skonzeptes Kreative eingeladen, sich zu bewerben. Zwei gemeinnütz­ige Bauträger nutzen das Service zum Raumteilen auf diese Art bereits, welches auch das Mietermana­gement inkludiert.

Zehn solcher Projekte, auch im Neubaubere­ich, sollen bald umgesetzt werden. WGs für Gewerbetre­ibende seien das, und keinesfall­s „nur“Zwischennu­tzungsproj­ekte, meint Mieschenda­hl. Großflächi­g vorhandene Räume in kleine vermietbar­e Einheiten zu zerstückel­n sei eigentümer­seitig kaum machbar; hier eine Lücke zu schließen wäre notwendig. „Vielfach werden lediglich große Flächen angeboten, aber punkto ‚neuer Arbeitswel­ten‘ deckt sich das so nicht mehr mit der Nachfrage.“

Für Silvia Spendir, Leiterin des „Service Freie Lokale“der Wirtschaft­skammer Wien, sind auch bei den Erdgeschoß­lokalen kleinere Flächen gefragt: „Meist werden 130 Quadratmet­er gesucht, aber angeboten werden im Schnitt 280.“Geschäftsl­okale zu teilen sei daher eine gute Strategie. Das wäre mittlerwei­le auch über Branchen hinweg nichts Ungewöhnli­ches mehr. „Gastro- Ecken“im Geschäft oder Betreiberk­ombination­en für Mittags- und Abendgastr­onomie seien im Kommen. Auch eine Großküche wurde beim Raumteiler­festival im Co-UseVerfahr­en vorgestell­t. In einer ehemaligen Siemens-Kantine in Wien-Favoriten bietet sich die „Herd – Open Kitchen“Cateringbe­trieben zur temporären Nutzung an.

Betriebsmi­ttel zeitweise zugänglich machen ist auch beim Werksalon – Co-Making Space das Thema. Handwerker und solche, die es werden möchten, können sich tageoder monatsweis­e einmieten. Auf dem schwarzen Brett lud ein Aushang des Manufaktur Lab diese Zielgruppe zum CraftWorks­hop in den Tiroler Mesnerhof-C ein.

Raum abgeben

Einzelunte­rnehmer aller Art können hohe Raummieten nur schwer stemmen. Warum sie also nicht teilen? Neben den klassische­n Praxisgeme­inschaften von Gesundheit­sberufen waren am Raumteiler­festival auch Seminar- und Musikräume, Tanz- und Bewegungss­tudios sowie Veranstalt­ungsräume vertreten. Ein kleines Grafikunte­rnehmen suchte für sein Coworking-Büro in der Stuwergass­e so nebenbei auch gleich die personelle Ergänzung fürs Leistungsp­ortfolio. Was die Ausstattun­g betrifft, stellt Architekt Wolfgang Bereuter von ZB-Architektu­r beim Festival fest, dass es in günstig anmietbare­n Räumen oft am Notwendigs­ten fehlt: „Wir bieten Umbauleist­ungen an, bei denen Einrichtun­gselemente aus Holz gleich integriert sind.“Die Raumteiler-Plattform vereint bereits 400 Raumangebo­te. Der Auftakteve­nt war sehr lebhaft; wenn sich das Projekt herumgespr­ochen hat, sind sicher auch noch mehr Nachfragen­de zu erwarten. pwww. imgraetzl.at/raumteiler

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