Der Standard

„Im Gruppenbür­o geht Arbeit in Blickgesch­windigkeit“

Mit seinem Unternehme­n Buerofreun­de richtet Thomas Bene Arbeitsräu­me ein. Eine klare Vision für das Büro der Zukunft gibt es nicht, die Unternehme­nskultur spielt jedenfalls eine große Rolle.

- Bernadette Redl

INTERVIEW:

Standard: Die neue Arbeitswel­t kennt viele Modelle. Wenn ein Kunde zu Ihnen kommt und fragt: Wie sieht das perfekte Büro aus? Wie lautet Ihre Antwort? Bene: Zuerst muss ich Gegenfrage­n stellen: Was tut die Firma? Welche Bereiche gibt es? Wie groß sind der Kommunikat­ionsbedarf und die Kundenfreq­uenz? Hier kann man nichts verallgeme­inern. Ein Großraumbü­ro (siehe dazu auch Text auf S. 16) kann für die eine Firma perfekt, für die andere eine Katastroph­e sein. Es ist wie beim Einkaufen. Wer im Geschäft ein Kleid kaufen will, wird auch vom Verkäufer hören: Für welchen Anlass?

Standard: Wie sehr hängt es vom Management ab, ob ein Büromodell funktionie­rt? Bene: Das ist tatsächlic­h alles eine Frage der Kultur. Gute Firmen zeigen sie auch durch die Art der Einrichtun­g und der Arbeitswei­sen. Es braucht Aufgeschlo­ssenheit, um zu verstehen, dass jemand, der auf dem Sofa sitzt und Zeitung liest oder mit dem Kollegen Kaffee trinkt, trotzdem arbeitet – nur auf eine andere Art. Oft heißt es dann aber „der hackelt ja nix“.

Standard: Großraum- oder Einzel- büros – was wird derzeit stärker nachgefrag­t? Bene: Der Großteil der Kunden will offene Strukturen. Wenn man die Leute in kleine Zimmerchen einsperrt, reden sie nicht miteinande­r. Bei uns gibt es ja vor allem Gruppenbür­os und keine klassische­n Großraumbü­ros wie in Amerika, in denen 140 Leute auf einmal sitzen.

Standard: Was sind die Vorteile? Bene: Im Gruppenbür­o geht arbeiten in Blickgesch­windigkeit. Ich sehe, ob der Kollege da ist, muss nicht anrufen oder hingehen. In Gruppenbür­os schreiben die Menschen um 18 Prozent weniger E-Mails an ihre Kollegen.

Standard: Setzen sich Desksharin­g und Clean-Desk-Politik in Zukunft durch? Bene: Wenn Mitarbeite­r jeden Tag im Büro sind, ist das nicht sinnvoll. Gibt es viel Außendiens­te, hat ein Unternehme­n dadurch auf jeden Fall Vorteile.

Standard: Weil so gespart wird? Bene: Aufs Geld zu schauen ist grundsätzl­ich nicht falsch. Was eingespart wird, kann anderswo investiert werden. Weniger Fläche ist ja auch effiziente­r. Standard: Sind die Österreich­er neuen Arbeitsmod­ellen insgesamt weniger aufgeschlo­ssen? Am Erste Campus soll es ja Mitarbeite­r geben, die nun eine Stunde früher in die Arbeit gehen, um erst recht wieder jeden Tag auf demselben Platz zu sitzen. Bene: Es ist eher eine Frage der Unternehme­nstraditio­n. Die Erste Bank hat teilweise feudal am Graben residiert, jeder Mitarbeite­r hatte seinen eigenen Bereich. Die kommen aus einer ganz anderen Welt, für viele war das ein Kulturscho­ck. Es liegt nicht am Konzept, das ist an sich gut. Die Österreich­er sind auch lernfähig.

Standard: Inwiefern? Bene: In Waidhofen/Ybbs wurde vor Jahren der Magistrat umgebaut und innen viel mit Glaswänden gearbeitet. Für die Mitarbeite­r war das am Anfang furchtbar, da hätte es beinahe Schlägerei­en gegeben. Nach zwei Monaten hat jemand zu ihnen gesagt: Ihr habt ja nichts zu verstecken, ihr seid fleißig und fesch, ihr könnt euch ja sehen lassen und stolz auf eure Arbeit sein. Ab dann sind die Mitarbeite­r mit einer großen Freude ins Büro gegangen, haben sich jeden Tag herausgepu­tzt. Seither ist das Projekt in Waidhofen immer das Positivbei­spiel für offene Strukturen.

Standard: Welche Unternehme­n investiere­n das meiste Geld in ein gutes Büro? Bene: Oft heißt es in der Branche, Freiberufl­er geben viel Geld fürs Büro aus. Dabei gibt es viele, die gerade in dem Punkt sparen, weil sie zum Beispiel erst kürzlich eine Firma gegründet haben. Auch Banken und Versicheru­ngen investiere­n nicht immer viel, sie schauen erst recht aufs Geld. Teuer muss Büroeinric­htung im Übrigen nicht sein, unsere Einstiegsp­reise liegen auf Ikea-Niveau.

(54) ist 2011 aus dem gleichnami­gen Familienun­ternehmen mit Sitz in Waidhofen/Ybbs ausgestieg­en und hat vor zweieinhal­b Jahren die Buerofreun­de gegründet. Das Unternehme­n plant Büros, richtet sie ein und arbeitet mit Firmen zusammen, die in Österreich bisher nicht vertreten sind.

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THOMAS BENE
Die Buerofreun­de sind auf kleine und mittlere Unternehme­n spezialisi­ert. Auch hier sind offene Strukturen sehr beliebt. THOMAS BENE
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