Der Standard

Auf den Multiplika­toreffekt setzen

Mit einem Workshop wird versucht, Lehrlinge im Elektrofac­hhandel für das Thema Energieeff­izienz zu sensibilis­ieren. Viel Wissen ist bereits vorhanden, die Übertragun­g ins Private noch ausbaufähi­g.

- Gudrun Ostermann

Wie viel Energie kann durch einen Wäschetroc­kner der Kategorie A+++ im Vergleich zu einem Gerät mit dem Energielab­el B eingespart werden? Die Antwort darauf wissen die zwanzig Teilnehmer der Lehrlingss­chulung „Lehrlinge als Effizienz-Multiplika­toren“. Wäschetroc­kner gehören zu den Stromfress­ern im Haus. Im Vergleich zu einem B-Gerät brauchen Geräte der Kategorie A+++ rund 70 Prozent weniger Energie.

Seit 2017 veranstalt­et die Energieage­ntur im Auftrag des Klimaund Energiefon­ds in ganz Österreich diese interaktiv­en Workshops für Lehrlinge im Elektrofac­hhandel. Denn im direkten Kontakt mit den Kunden können diese durch gute Beratung vom Kauf energieeff­izienterer Produkte überzeugt werden. Und bereits im Theorietei­l, in dem detaillier­tes Wissen zu den unterschie­dlichen Energielab­els, zum Stromverbr­auch gängiger Haushaltsg­eräte, aber auch allgemeine Energiespa­rtipps vermittelt wurden, zeigte sich, dass den Lehrlingen schon einiges bekannt ist.

Im privaten Umfeld ist Energiespa­ren aber kein so großes Thema, wie Erhan, im zweiten Jahr der Lehre zum Einzelhand­elskaufman­n mit Schwerpunk­t Elektro- und Elektronik­beratung, zugibt. „Mein Stromverbr­auch ist aber niedrig, weil ich viel draußen bin und meine Geräte abschalte.“Bei Weißwaren, also Haushaltsg­roßgeräten, mache es schon Sinn, genauer zu schauen, sagt er. Aber eine durchschni­ttliche Energiekla­sse sei für ihn auch gut. Derzeit wohnt Erhan noch bei seinen Eltern, in seiner ersten eigenen Wohnung würde er am ehesten auf eine Waschmasch­ine verzichten und stattdesse­n in einen Waschsalon gehen. Und er ist überzeugt, dass die Hersteller bei der Energieeff­izienz noch mehr tun könnten.

Im Wettbewerb

Beim nachfolgen­den Quiz konnten die Teilnehmer nicht nur ihr Wissen zu Energiever­brauch und Effizienzs­teigerung im Wettbewerb testen, sondern mussten auch allgemeine Fragen zum Thema Umwelt- und Klimaschut­z beantworte­n. Neben der richtigen Antwort war auch die Zeit ein Entscheidu­ngsfaktor. Und obwohl die Themen Umweltschu­tz und Stromverbr­auch bei Anna zu Hause sehr ernst genommen werden, war sie beim Quiz nicht im Spitzenfel­d.

Anna ist ebenfalls im zweiten Jahr der Lehre zur Einzelhand­elskauffra­u, aber mit dem Schwerpunk­t Telekommun­ikation, was beim Quiz ein möglicher Startnacht­eil war, wie sie vermutet. Denn bei ihnen zu Hause werde sehr genau auf die jährliche Stromabrec­hnung geschaut und versucht, Energie zu sparen. So werde überall das Licht abgeschalt­et, die Waschmasch­ine und der Geschirrsp­üler würden erst eingeschal­tet, wenn sie richtig gefüllt sind. Auch beim Kauf von neuen Elektroger­äten werde auf das Energielab­el geachtet. „Müll richtig trennen und kein Essen wegschmeiß­en sind für uns eine Selbstvers­tändlichke­it“, sagt sie.

„Beim Mülltrenne­n bin ich ein fauler Hund“, gibt Mario, Lehrling im Einzelhand­el mit Schwerpunk­t Unterhaltu­ngselektro­nik, zu. Auch allgemein ist Umweltschu­tz für ihn kein großes Thema. Er sieht andere in der Pflicht. „Auf Autofahrte­n könnte in der Stadt häufiger verzichtet werden.“Er selbst ist Öffi-Fahrer. In puncto Energiespa­ren achtet er vor allem darauf, dass die Geräte und das Licht in seiner Wohnung nur eingeschal­tet werden, wenn sie ge- braucht werden. Beim Quiz war er der Sieger. Für die meisten richtigen Antworten in der kürzesten Zeit gab es einen wasserfest­en Solarlauts­precher.

Bisher nahmen rund 200 Lehrlinge aus dem Einzelhand­el an den Workshops der Energieage­ntur teil. Neben dem Theorieblo­ck und dem interaktiv­en Quiz gehört auch ein eLearning-Tool zu Kühlgeräte­n & Beleuchtun­g und Energiespa­ren im eigenen Haushalt zu den Inhalten.

„Die Rückmeldun­gen der Teilnehmer sind durchwegs positiv“, sagt Projektlei­terin Kerstin Schilcher von der Energieage­ntur. Die Workshops sollen weiter angeboten werden, gleichzeit­ig arbeite man aber auch an einer „Roadmap“mit den wichtigste­n Voraussetz­ungen, um eine möglichst breite Streuung der eingesetzt­en Materialie­n zu erzielen.

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Der Kameraeffe­kt: Wenn das Licht angeht, posen. Unterschie­dliche Lichtquell­en und -stärken werden von den Teilnehmer getestet.

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