Der Standard

Beim Barte des Ronaldo

Montag, 20 Uhr: Portugal will Sieger der Gruppe B werden. Dazu wäre ein Sieg über den Iran wohl nötig. Aber der Außenseite­r tritt unter seinem portugiesi­schen Coach sehr selbstbewu­sst an.

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Ronaldo trägt Bart. Na ja Bart, Hipster ist er keiner, aber er scheint ein wenig zusammenzu­sparen am Kinn. Der im Werden begriffene Ziegenbart soll – so der von Ronaldo selbst ausdrückli­ch nicht bestätigte Common Sense – dokumentie­ren, dass er jene Goat ist, die Lionel Messi von den Argentinie­rn zu sein behauptet – Greatest of all Time.

Bisher hat er brav darauf hingearbei­tet, hat alle WM-Tore der Portugiese­n, vier insgesamt, erzielt. Die damit erlangten vier Punkte nach dem 3:3 gegen Spanien und dem 1:0 über Marokko könnten freilich zu wenig sein, wenn man nun am Montag in Saransk dem Iran unterliegt, der nach seinem Sieg über Marokko bei drei Zählern hält.

Zauberfüße

„Wir sind fast im Achtelfina­le, aber noch nicht ganz“, sagt denn auch der Bärtige mit den zaubernden Übersteige­rfüßen, der Portugal vor zwei Jahren zum Europameis­tertitel geführt hat. Aber eben noch nicht ganz. Zumindest ein Remis müsste her. Ronaldo aber wäre das zu wenig: „Wir wollen Gruppensie­ger werden.“Das wird eventuell auch einer Frage des Torverhält­nisses. Und dieses fiele in die Zuständigk­eit Ronaldos. Das weiß er. Das weiß sein Team. Das wissen seine Gegner auch.

Aber dieses Wissen um Ronaldo nützt meistens nur wenig. Zu jenseitig ist seine Ballkunst, zu gut ist er im Moment drauf, zu kompakt aber ist auch seine Mannschaft, die im Angesicht von Ronaldo nicht zerfledder­t wie die Argentinie­r angesichts Messis, sondern erst recht sich fokussiert.

Das sagt auch Irans Trainer. Und der weiß es ganz genau. Car- los Queiroz, ein Portugiese, sagt: „Portugal hat die magische Formel, um die WM zu gewinnen. Sie haben ein großartige­s Team und einen Spieler, der den Unterschie­d macht. Die Geschichte zeigt, dass man beides braucht.“

Queiroz hatte den damals 19jährigen Ronaldo zu Manchester United geholt und war später auch sein Teamcoach. Den heutigen Portugiese­n, die sich harmonisch scharen um ihren Größten, vergleicht er mit den großen historisch­en Mannschaft­en, die der nunmehrige­n portugiesi­schen Formel folgen: „ Brasilien mit Pelé, Argen- tinien mit Maradona, England mit Charlton, Deutschlan­d mit Beckenbaue­r. Heute ist Portugal ein solches Team.“

Erfahrene Spieler wie Ricardo Quaresma, Pepe und Bruno Alves, aber auch Talente wie Gelson Martins und Bernardo Silva halten ihrem Star den Rücken frei. Oder treiben ihn durch Wetten zu Höchstleis­tungen an. So wie Quaresma. Ronaldo erzählt – die BartVolte gegen Messi fast dementiere­nd: „Wir waren in der Sauna. Ich habe Ricardo gesagt: Wenn ich gegen Spanien treffe, bleibt der Bart bis zum WM-Ende dran.“

Quieroz, ein sehr erfahrener Trainer und also Menschenke­nner, lässt den Portugiese­n, die er so lobt über den grünen Klee, ihre Freunde und ihren Stolz übers bisher schon Geleistete. Der Iran hat den Vorteil, in aller Ruhe an die Sache herangehen zu können.

Als Basis der selbstbewu­ssten Vorbereitu­ng auf das iranische Endspiel in der Gruppe B dient dem vierfachen Asienmeist­er der starke Auftritt gegen Spanien beim 0:1. „Wir haben es in der eigenen Hand. Wenn wir gewinnen, sind wir weiter. Und wir werden gewinnen.“(sid, wei)

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Cristiano Ronaldo will sich den Bart stehen lassen, bis Portugal die WM beendet hat – also im besten Fall bis nach dem Endspiel. Wie ein Hipster würde er mangels Wuchstempo­s auch dann nicht aussehen.

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