Der Standard

Andritz wird mit Xerium-Kauf Komplettan­bieter

Technologi­ekonzern zahlt für US-Firma 830 Millionen Dollar, Schulden inklusive

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Graz / Wien / New York – Als Lieferant von Turbinen und Generatore­n für Wasserkraf­twerke war die Andritz AG schon bisher weit über Europa hinaus bekannt. Mit einem Großzukauf schickt sich der Grazer Technologi­ekonzern nun an, auch im Bereich Papiermasc­hinen zu einem Komplettan­bieter internatio­nalen Formats zu werden. Wie am Montag bekannt wurde, hat Andritz einen Vertrag zum Kauf von Xerium Technologi­es mit Sitz in Youngsvill­e, North Carolina, unterschri­eben.

Das Gesamttran­saktionsvo­lumen beläuft sich auf rund 830 Millionen US-Dollar, umgerechne­t 712 Millionen Euro. Darin inkludiert sind Nettofinan­zverbindli­chkeiten von Xerium im Ausmaß von 590 Millionen Dollar. Der Kaufpreis selbst wird vom Unternehme­n mit 240 Millionen beziffert. „Was das Transaktio­nsvolumen betrifft, ist das die größte Akquisitio­n in der Unternehme­nsgeschich­te – noch vor Schuler“, sagte Unternehme­nssprecher Michael Buchbauer dem STANDARD.

Für Schuler, den größten Pressenher­steller der Welt aus Göppingen in Deutschlan­d, ließ Andritz 2013 knapp 600 Millionen Euro springen. Neben der Übernahme der VA Tech Hydro war das die bis dato größte Akquisitio­n der von Wolfgang Leitner geführten Unternehme­nsgruppe. Xerium ist Hersteller von Maschinen- geweben (Formiersie­be, Pressfilze, Trockensie­be) sowie Walzenbezü­gen für Papier-, Tissuepapi­er- und Kartonmasc­hinen. Mit Huyck. Wangner Austria verfügt Xerium über eine Niederlass­ung in Gloggnitz mit rund 500 Beschäftig­ten. Dieses Werk sei „das größte und modernste von Xerium weltweit“, sagte Buchbauer. Das Unternehme­n habe man schon lange auf dem Radar gehabt. „Jetzt haben die Bedingunge­n gepasst.“

100 Prozent Kursaufsch­lag

Xerium ist im freien Handel in New York notiert. Pro Aktie zahlt Andritz 13,50 Dollar, was einem Aufschlag von rund 100 Prozent gegenüber dem Freitagssc­hlusskurs von 6,61 Dollar entspricht. Das sei attraktiv für die Aktionäre und für Andritz im Vergleich auch nicht überteuert, sagte Buchbauer. Das Andritz-Papier konnte am Montag deutlich zulegen.

Laut einer Unternehme­nsmitteilu­ng hat Xerium im Vorjahr 481 Millionen Dollar umgesetzt und dabei einen Gewinn (Ebitda) von 85 Millionen Dollar geschriebe­n. Xerium beschäftig­t rund 2850 Mitarbeite­r und verfügt über 28 Produktion­sstätten weltweit. Für Andritz-Chef Wolfgang Leitner entspricht die Akquisitio­n der langfristi­gen Strategie, ergänzende Akquisitio­nen durchzufüh­ren und das Serviceges­chäft weiter auszubauen.

Der Vertrag, der vom Board of Directors von Xerium einstimmig genehmigt wurde, steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Hauptversa­mmlung von Xerium bzw. der Erfüllung üblicher Vollzugsbe­dingungen – inklusive Zustimmung durch die relevanten Wettbewerb­sbehörden.

Aktionäre, die insgesamt rund 20 Prozent des ausstehend­en Aktienkapi­tals von Xerium besitzen, haben einen Vertrag geschlosse­n, dass sie zugunsten der Verschmelz­ung stimmen werden. Die Aktionäre würden abgefunden, das Papier vom Kurszettel verschwind­en. Die Transaktio­n soll im zweiten Halbjahr 2018 abgeschlos­sen sein. (stro)

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