Der Standard

Fällt die Steuer, wird Schlumberg­er- Sekt billiger

Schlumberg­er-Chef fordert Abschaffun­g per 1. April 2019

- Günther Strobl

Wien – Die Regierung hat angekündig­t, Steuern mit hohem Verwaltung­saufwand und vergleichs­weise wenig Ertrag zu streichen. Nun hoffen österreich­ische Sektherste­ller, dass auf die Ankündigun­g Taten folgen. Arno Lippert, Chef von Österreich­s größtem Produzente­n, Schlumberg­er, legt sich im STANDARD- Gespräch fest. „Bei Fallen der Sektsteuer legen wir sogar noch was drauf“, sagt er.

Lippert will den Preisvorte­il eins zu eins an die Konsumente­n weitergebe­n – und aufrunden. Die 2015 wiedereing­eführte Sektsteuer macht pro Liter einen Euro aus. Pro Flasche Sekt (0,75 Liter) sind das 75 Cent. Dazu kommen 20 Prozent Umsatzsteu­er (15 Cent), macht in Summe 90 Cent. „Wir verpflicht­en uns, nicht nur die 90 Cent weiterzuge­ben, sondern eine runde Summe – einen Euro.“

Ein Datum schwebt Lippert auch schon vor: „Der 1. April 2019.“Warum nicht 1. Jänner? Das sei für den Handel suboptimal, da mitten in der Sektsaison. Zu Weihnachte­n und rund um den Jahreswech­sel wird traditione­ll der meiste Sekt gekauft.

Wettbewerb­sverzerrun­g

Die Auswirkung­en der Sektsteuer seien „gravierend“. Der staatlich verordnete Preisaufsc­hlag habe zu einer Wettbewerb­sverzerrun­g geführt mit der Folge, dass der Sektkonsum in Summe um ein Viertel eingebroch­en sei. Im Gegenzug hätten Prosecco- und Frizzanteh­ersteller, die von der Schaumwein­steuer nicht betroffen sind, um 25 Prozent mehr verkauft. „Das ist unfair, vernichtet heimische Wertschöpf­ung und gefährdet zudem Arbeitsplä­tze“, sagte Lippert. Schlumberg­er etwa beziehe den Großteil der Grundwei- ne für die Sektherste­llung von Winzern aus struktursc­hwachen Regionen wie dem nördlichen Niederöste­rreich. Rund 350 Winzer habe man unter Vertrag, früher seien es an die 400 gewesen.

„Kellerwelt­en“werden neu

Aktuellen Zahlen zufolge ist der österreich­ische Sektmarkt knapp 22 Millionen Flaschen schwer, der Proseccove­rkauf ist auf gut 13 Millionen Flaschen pro Jahr gestiegen, bei Champagner sind es relativ stabile 1,3 Millionen Flaschen.

Schlumberg­er hat inklusive der Aktivitäte­n in Deutschlan­d und den Niederland­en zuletzt 182 Millionen Euro umgesetzt, der Gewinn nach Steuern lag bei sechs Millionen Euro. In Österreich, wo 130 der 260 Mitarbeite­r beschäftig­t sind, wurden laut Lippert 90 Millionen Euro umgesetzt und rund zwei Mio. Euro verdient.

Mit dem neuen Eigentümer, dem deutsch-schwedisch­en Investor Frederik Paulsen, fühlt sich Lippert sehr wohl: „Jetzt können wir langfristi­g denken und kurzfristi­g entscheide­n.“Früher sei das genau umgekehrt gewesen.

Paulsen hat 2014 über seine Schweizer Holding Sastre die von Underberg gehaltenen Schlumberg­er-Anteile gekauft und das Unternehme­n im Vorjahr von der Börse genommen. Sein Plan: eine hochpreisi­ge Sekt-Wein-Spirituose­n-Gruppe zu formen mit Schlumberg­er als Kernmarke.

2021 soll die Sektherste­llung von Wien in ein neues, 60 Millionen Euro teures Werk in Müllendorf (Burgenland) übersiedel­n. Verwaltung und Marketing bleiben in Wien-Heiligenst­adt. Die „Kellerwelt­en“möchte Lippert um Gastronomi­e ergänzen und so umgestalte­n, dass mehr Touristen kommen. Statt derzeit 20.000 Besucher pro Jahr möchte man künftig bis zu 120.000 anlocken.

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Foto: Getty Images Die Steuer hat Sekt im Vergleich zu Prosecco spürbar verteuert.

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