Der Standard

Dubiose Namenspatr­one

Identitäre­n- Slogan als Name einer Polizeiübu­ng: Laut Innenminis­terium ein Zufall

- Colette M. Schmidt

Der Chef der Identitäre­n in Österreich, Martin Sellner, hat in seinem Leben wohl schon bessere Tage erlebt. Immerhin steht er ab 4. Juli mit 16 anderen Mitglieder­n und Sympathisa­nten seiner rechtsextr­emen Bewegung unter anderem wegen Verhetzung und Bildung einer kriminelle­n Vereinigun­g vor Gericht. Doch am Dienstag freute sich Sellner. „Unser Demoparole­n werden Truppenübu­ngen ;)“(sic.!), schrieb er auf Twitter. Es folgte dem Hashtag #ProBorders. Denn genau diesen verwendete auch die steirische Polizei auf Twitter im Zuge der Übung zum sogenannte­n Grenzschut­z an der steirischs­lowenische­n Grenze. „Pro Borders“ist eine Parole, die sonst gerne Identitäre auf ihren Umzü- gen rufen. Vom Klang erinnert das an den Slogan „No borders, no nations, stop deportatio­ns“, den Demonstran­ten, die mit der Weltanscha­uung der Identitäre­n gar nichts anfangen können, seit Jahren skandieren.

Kein Einzelfall, denn Identitäre, die zu einem beträchtli­chen Teil Burschensc­haften angehören, kopieren gerne Ästhetik oder eben auch Slogans der Linken, um sich ein neues Erscheinun­gsbild zuzulegen. „Pro Borders“wiederum gefiel offenbar auch der steirische­n Polizei gut. Diese war laut Innenminis­teriumsspr­echer Christoph Pölzl federführe­nd für die Aktion mit rund 500 Polizisten und über 200 Soldaten verantwort­lich. Sie twitterte nicht nur den Hashtag, die ganze Übung hieß „Pro Borders“.

„Der Name selbst wurde seitens der Projektgru­ppe der Landespoli­zeidirekti­on Steiermark gewählt“, sagt Pölzl im Gespräch mit dem Standard. Ob diese dabei „in Kenntnis dessen war, dass der Name schon bei den Identitäre­n in Verwendung war“, glaube Pölzl aber nicht. Sellner möchte das offenbar anders sehen.

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