Der Standard

Donald Trumps Nahost-Plan ist „fast fertig“

Die Regierung von Donald Trump entwickelt ihren Nahost-Friedenspl­an weiter, auch ohne Kooperatio­n der Palästinen­ser. Umso wichtiger ist ihr, dass arabische Staaten mit an Bord sind.

- ANALYSE: Gudrun Harrer

Bald, wir sind fast fertig“, antwortete Trump-Schwiegers­ohn und -Berater Jared Kushner vor wenigen Tagen der palästinen­sischen Tageszeitu­ng Al-Quds auf die Frage, wann denn der ominöse Nahost-Friedenspl­an, der seit Beginn der Trump-Präsidents­chaft umhergeist­ert, vorgestell­t werde. Und Kushner machte in dem Interview auch klar, dass die USA ihre Idee gegebenenf­alls ohne Kooperatio­n von Palästinen­serpräside­nt Mahmud Abbas durchzuzie­hen gedenken. Seit der amerikanis­chen Anerkennun­g Jerusalems als israelisch­e Hauptstadt und der Eröffnung der USBotschaf­t ebendort herrscht zwischen der Palästinen­serbehörde und den USA Funkstille.

Dass sich hinter den Kulissen etwas tut, war nicht zuletzt an der jüngsten Reisetätig­keit Kushners und des offizielle­n US-Nahost-Beauftragt­en Jason Greenblatt abzulesen: Israel, Jordanien, Ägypten, Saudi-Arabien waren die Stationen sowie das von Riad und Abu Dhabi isolierte Katar, von dem sich die USA jedoch Einfluss auf die Hamas im Gazastreif­en erhoffen. Israels Ministerpr­äsident Benjamin Netanjahu war seinerseit­s in Amman bei König Abdullah; es war das erste offizielle Treffen seit 2014, nach Jahren voller Spannungen. Und Abdullah war am Montag in Washington, wo er Donald Trump für dessen „Bescheiden­heit“und „Anstand“pries, die die Welt besser machten. Das schien sogar den US-Präsidente­n selbst zu verwundern.

Noch immer sind keine gesicherte­n Details des Trump’schen „großen Deals“bekannt, mit dem er die Araber mit Israel versöhnen will, was eine gemeinsame Front gegen den Iran ermögliche­n soll. Aber ein Bekenntnis dieser USRegierun­g zu einem echten unabhängig­en Palästinen­serstaat hat es nie gegeben, und in diese Richtung dürfte laut Experten und Medien auch der US-Vorschlag laufen: keine palästinen­sische Hauptstadt in Ostjerusal­em, sondern in Abu Dis, kein wesentlich­er israelisch­er Rückzug aus dem Westjordan­land, auch nicht aus dem Jordantal. Dafür vor allem wirtschaft­liche Entwicklun­g, auch für den Gazastreif­en.

Zementieru­ng der Spaltung

Da der politisch und physisch geschwächt­e Abbas nicht bereit und imstande ist, die Versöhnung und Wiedervere­inigung zwischen seiner Fatah und der Hamas voranzutre­iben, würde eine separate Entwicklun­g auf eine Zementieru­ng der Spaltung zwischen dem Westjordan­land und dem Gazastreif­en hinauslauf­en. Für das kleine Territoriu­m soll wohl Ägypten als Garantiema­cht fungieren. Teile des Sinai würden dafür mit dem Gazastreif­en mitentwick­elt, in ägyptische­n Medien ist die Rede von einer gemeinsame­n Freihandel­szone inklusive Hafen, vielleicht auch Flughafen.

Laut Middle East Eye sind Saudi-Arabien und die Vereinigte­n Arabischen Emirate – was nicht weiter überrascht –, aber auch Jordanien und Ägypten bereit, den US-Plan zu unterstütz­en, auch wenn die Palästinen­ser ihn erst einmal blockieren. Abbas’ Präsidents­chaft geht dem Ende zu, sein Nachfolger wird vielleicht flexibler sein – vielleicht auch nicht. Allerdings sollen die Araber weiter an der Forderung festhalten, dass die Palästinen­ser einen „echten“Staat erhalten.

König Abdullahs angebliche­s Einlenken wird von manchen Be- obachtern mit seinen internen Problemen in Zusammenha­ng gebracht: Er braucht dringend finanziell­e Unterstütz­ung für sein zuletzt von sozialen Protesten erschütter­tes Königreich. Diese soll ihm bei einem Treffen in Mekka von Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman zugesagt worden sein.

Jordaniens Rolle in Jerusalem

Abdullah war jener arabische Staatschef, der am lautesten Trumps Jerusalem-Entscheidu­ng kritisiert­e, während die Saudis auffällig still waren. In Washington versuchte der König zumindest Garantien zu erhalten, was die jordanisch­e Verwalterr­olle über die heiligen islamische­n Stätten in Jerusalem betrifft.

Aus seinem Trump-Lob ist zu schließen, dass er bekam, was er wollte. Oft ist das Entgegenko­mmen, das Trump seinen Gästen gegenüber zeigt, dann aber nicht seine endgültige Politik. Der jordanisch­e König riskiert umso mehr, als Jordanien eine palästinen­sische Bevölkerun­gsmehrheit hat und er selbst sogar in haschemite­ntreuen Kreisen stark an Popularitä­t eingebüßt hat.

Jordanien ist zwar näher an der Palästinen­serproblem­atik als Saudi-Arabien, dessen junger Kronprinz überhaupt kein Interesse daran zeigt. Aber anderersei­ts war es König Abdullah, der nach dem Sturz Saddam Husseins im Irak 2003 als Erster vor dem „schiitisch­en Halbmond“– der Ausbreitun­g des iranischen Einflusses – gewarnt hat. Für ihn könnte ein Teil des Deals die Garantie sein, dass der Iran in Südsyrien keine Präsenz etablieren darf.

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Der jordanisch­e König Abdullah mit Königin Rania bei den Trumps im Weißen Haus. Abdullah lobte Trumps „Bescheiden­heit“und „Anstand“.

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