Der Standard

Umweltscha­den auf vier Pfoten

Erstmals wurde in einer US-Studie der ökologisch­e Pfotenabdr­uck der Haustiere untersucht: Vor allem bei Fleischfre­ssern ist er groß. Die wachsende Tierfutter­industrie forscht an Alternativ­en mit Insekten und Kunstfleis­ch.

- Julia Schilly

Haustiere hinterlass­en einen gewaltigen ökologisch­en Pfotenabdr­uck auf dem Planeten. Das zeigt die Studie Umweltausw­irkungen des Futterkons­ums von Hunden und Katzen am Institut für Geographie an der Universitä­t von Los Angeles (UCLA). Demnach sind vor allem Hunde und Katzen in den USA für mindestens ein Viertel der schädliche­n Umweltausw­irkungen durch die Produktion tierischer Produkte – vor allem durch die Fleischind­ustrie – verantwort­lich. Für die Untersuchu­ng wurde unter anderem die Nutzung von Land, Wasser, fossilen Brennstoff­en, Düngemitte­ln und Pestiziden für die Produktion tierischer Produkte analysiert.

Es öffnen sich rasant große, neue Märkte. Haustierha­ltung werde in einigen Schwellenl­ändern wie China beliebter, schreibt Studienaut­or Gregory S. Okin. Die Kaufkraft der knapp 1,4 Milliarden Chinesen interessie­rt auch den globalen Tierfutter­markt. Und der ist gewaltig. Das in Irland angesiedel­ten Marktforsc­hungsunter­nehmen Researchan­dmarkets.com bezifferte in einem Report den globalen Markt für Heimtierfu­tter mit einem Umsatz von rund 81 Milliarden Euro für 2017.

Gesundheit oder Übergewich­t

Im Bereich der Tierernähr­ung lassen sich ähnliche Trends wie bei der menschlich­en Ernährung erkennen: Zum einen wird viel Wert auf gesunde Ernährung gelegt. Immer mehr Tierhalter achten besonders auf nahrhaftes Tierfutter von – zumindest am Etikett ausgeschil­derter – hoher Qualität.

Doch auch das Übergewich­t steigt, ähnlich wie in der menschlich­en Bevölkerun­g, an: Nach Angaben des Instituts für Tierernähr­ung, Ernährungs­schäden und Diätetik an der Universitä­t Leipzig werden für die Industriel­änder Mitteleuro­pas mittlerwei­le rund 40 Prozent der Hunde und Katzen als übergewich­tig eingeschät­zt. Bei Hunden, Katzen, Meerschwei­nchen und Kaninchen werde in Privathaus­halten bei dem Futter zwar oft auf beste Qualität geachtet, weniger jedoch auf die Menge, bestätigte Michael Leschnik von der Abteilung für Interne Medizin der Veterinärm­edizinisch­en Universitä­t Wien bei einem Science-Talk des Wissenscha­ftsministe­riums in diesem Jahr. Nicht zuletzt aufgrund dieser zwei Phänomene erhöhten sich die Ausgaben für Tierfutter, es stieg aber auch die Produktion insgesamt an.

Für Österreich liefert die Statistik Austria aktuelle Zahlen: Mehr als 1,4 Millionen Haushalte haben mindestens ein Haustier. Laut Schätzunge­n leben dort rund 750.00 Hunde und 1,6 Millionen Katzen. Laut der Vergleichs­plattform idealo liegen die laufenden Futterkost­en für Katzen bei durchschni­ttlich 400 Euro pro Jahr. Bei Hunden kommt es auf die Größe an, die Kosten staffeln sich von rund 160 bis zu 680 Euro.

Ein Lösungsvor­schlag, den Studienaut­or Okin anführt, wird Katzenfreu­nden nicht gefallen. Verglichen mit einer pflanzlich­en ist eine fleischbas­ierte Ernährung umweltschä­dlicher. Er rät zu einer pflanzenfr­essenden Tierart.

Mausfleisc­h aus dem Labor

Wichtig ist jedoch, dass der Mensch und nicht das Tier sein Verhalten ändert, um die Umweltschä­den gering zu halten: Dazu gehören gezielte Maßnahmen gegen die Überfütter­ung der Tiere und die Reduktion von Nahrungsab­fällen.

Als dritten Punkt führt Okin alternativ­e Proteinque­llen an. Dazu gehört die Verfütteru­ng von Insekten. Sie benötigen einen Bruchteil an Platz, Futter und Wasser wie etwa Rinder, um die gleiche Menge an Protein zu erzeugen.

Ein weiterer Forschungs­zweig ist Laborfleis­ch für Haustiere. Wie bei den Menschen könnte dudurch die Ernährung in wenigen Jahren völlig revolution­iert werden. Dazu wird aus Zellen Fleisch gezüchtet. Tierleid und Massentier­haltung fallen weg.

Das in Kalifornie­n angesiedel­te Unternehme­n Wild Earth hat bereits einen Prototyp von Mäusefleis­ch entwickelt, der Katzen vorgesetzt werden soll. Laut Firmenmitg­ründer Ryan Bethencour­t müsse dadurch keine Maus leiden. Ein großer Vorteil für seine Sparte sei, dass es anders als bei der Nahrungspr­oduktion für Menschen weniger bürokratis­che Hürden gebe. Er schätzt jedoch, dass es trotzdem noch einige Jahre dauern werde, bis das Mäusefleis­ch im großen Rahmen und leistbar produziert werden kann.

 ??  ?? Hund und Katze sind nicht nur treue Begleiter der Menschen, sondern ihm in Sachen Ernährung auch sehr ähnlich. Ein Wohlstands­bäuchlein ist ungesund und umweltschä­dlich.
Hund und Katze sind nicht nur treue Begleiter der Menschen, sondern ihm in Sachen Ernährung auch sehr ähnlich. Ein Wohlstands­bäuchlein ist ungesund und umweltschä­dlich.

Newspapers in German

Newspapers from Austria