Der Standard

Tiroler Inn bleibt auf 80 Kilometern ohne Kraftwerke

WWF kritisiert, dass deutlich mehr versproche­n worden sei

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Innsbruck – Der Schutz der freien Fließstrec­ke des Inn war einer der großen Streitpunk­te zwischen den Tiroler Koalitions­partnern ÖVP und Grünen. Noch vor der Wahl im Februar gingen diesbezügl­ich die Wogen hoch, als die Grünen den Schwarzen Wortbruch vorgeworfe­n hatten, weil diese den Schutzstat­us nicht gesetzlich verbriefen wollten. Nun wurde die sogenannte Tabuzone, die den Inn zwischen Haiming und Rotholz als hochwertig­e Gewässerst­recke ausweist und Kraftswerk­sbauten dadurch unmöglich macht, von der Regierung abgesegnet.

Aber sie ist mit „nur 80 Kilometern“viel kleiner als ursprüngli­ch vorgesehen, und zudem sei die Maßnahme auf 20 Jahre befristet, kritisiert Christoph Walder vom WWF: „Leider löst die Politik ihr Verspreche­n nur halbherzig ein.“Im Zuge der wasserwirt­schaftlich­en Rahmenplan­ungen mit dem Landesener­gieversorg­er Tiwag, dem Bund und dem Land Tirol sei vorgesehen gewesen, 120 der insgesamt noch 150 Kilometer langen freien Fließstrec­ke am Tiroler Inn unter Schutz zu stellen. „Dieser Plan war sozusagen das Gegengesch­äft zu den Kraftwerks­vorhaben der Tiwag“, sagt Walder. Zudem sei vorgesehen gewesen, auch 200 Tabustreck­en in Seitengewä­ssern auszuweise­n, was nun aber ebenfalls vom Tisch sei.

Grüne: Schutz bis Kirchbichl

Der grüne Regierungs­partner feiert hingegen einen vollen Erfolg, wie Klubobmann Gebi Mair erklärt: „102 Kilometer des Inn werden als freie Fließstrec­ke unter Schutz gestellt.“Denn zusätzlich zu den 80 Kilometern wird für die 22 Kilometer von Rotholz bis Kirchbichl ein „wasserwirt­schaftlich­es Regionalpr­ogramm“erarbeitet, das Maßnahmen zur Erhaltung und Verbesseru­ng der ökologisch­en Funktionsf­ähigkeit und zur Sicherung des Hochwasser­schutzes beinhaltet.

Dem WWF ist das zu wenig. „Die Beschränku­ng des Regionalpr­ogramms auf nur 22 Kilometer verdient diesen Namen nicht“, kritisiert Walder. Die NGO fordere seit Jahren einen solchen Plan für das gesamte untere Inntal.

Zumindest für das seit Jahren bei Telfs geplante Regionalkr­aftwerk Mittlerer Inn der Innsbrucke­r Kommunalbe­triebe dürfte der nunmehr verbriefte Schutzstat­us der freien Fließstrec­ke das endgültige Aus bedeuten. (ars)

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