Börsengeschichten vom Roboter
Der Trend der Inhaltsautomation hat nun scheinbar auch Banken erreicht: Die Commerzbank testet gerade, ob künstliche Intelligenz in Zukunft die Arbeit menschlicher Analysten ersetzen könnte.
Frankfurt – Die Commerzbank experimentiert mit künstlicher Intelligenz (KI), die bald schon Börsenberichte schreiben könnte. Der Pilot soll erforschen, ob die deutsche Bank mithilfe einer KI Technologie, die automatisch Sportnachrichten generiert, künftig wird Recherchekosten einsparen können. Grund für derartige Experimente beim Kostenmanagement dürfte Mifid II sein, das seit Januar mehr Transparenz bei Finanzgeschäften vorschreibt und ver- hindern soll, dass Investoren für teure Recherchearbeiten aufkommen müssen. Derartige Kosten müssen nun auf Quartalsabrechnungen separat ausgewiesen werden.
Das KI-Projekt erfolgt in Zusammenarbeit mit Retresco, einer Fintech Inhaltsautomationsfirma. Der Versuch steckt zwar noch in Kinderschuhen, das Konzept stößt aber schon auf Interesse im Finanzsektor. Diverse andere Banken und Manager sollen bereits mit Algorithmen und KI Tools im Recherchebereich herumtüfteln.
Michael Spitz, Chef der Commerzbank Abteilung Mainincubator, die für Forschung und Entwicklung zuständig ist, sagte der Financial Times, dass die Technologie bereits in der Lage sei, rund 75 Prozent der Aussagen zu generieren, die ein menschlicher Analyst in einem Quartalsbericht treffen würde. Dies sei jedoch unter anderem deshalb möglich, weil Aktienanalysen in standardisierter Form erstellt würden. Bei komplexeren, abstrakteren Arbeiten sei man noch nicht in der Lage, Menschen durch KI zu ersetzen, so Spitz. Es sei zu früh um zu sagen, wann derartige Technologien tatsächlich zum Einsatz kommen könnten. (jeo)