Der Standard

Ein Schritt zu einem relevanter­en Oscar

Internatio­nalisierun­g kann dem Filmpreis nur helfen

- Dominik Kamalzadeh

Wien / Los Angeles – Mit der Einladung von 928 neuen Mitglieder­n hat die Academy of Motion Picture Arts and Sciences diese Woche ein deutliches Signal ihres Willens auf Veränderun­g gesetzt. Nur zum Vergleich: 2015 waren es gerade einmal 322, bei denen man anklopfte. Der signifikan­teste Anteil umfasst diesmal Frauen, nämlich ganze 49 Prozent, wenn denn alle zustimmen – was deren Repräsenta­nz in der Academy auf 32 Prozent erhöhen könnte. 38 Prozent der Einladunge­n ging an schwarze bzw. farbige Menschen (insgesamt wären es 16 Prozent).

Die Inklusion dieser sozialen Gruppen sind längst fällige Schritte der Modernisie­rung der OscarInsti­tution, die für ihre fehlende Diversität heftiger Kritik ausgesetzt war. Interessan­t an der Einladungs­liste ist aber noch ein weiterer Aspekt: die Anzahl internatio­naler Filmschaff­ender. Die Namen der Regisseure gleichen eher einem Who’s who europäisch­er Filmfestiv­als: Cannes-Sieger Ruben Östlund (The Square), die Italiener Alice Rohrwacher (Lazzaro felice) und Luca Guadagnino ( Call Me By Your Name), Rebecca Zlotowski und Bertrand Bonello aus Frankreich oder der Koreaner Hong Sang-soo – um nur ein paar Namen zu nennen.

Daraus zu schließen, dass sich der Oscar von seiner primären Rolle als Preis der US-Filmindust­rie fortbewegt, wäre freilich verfehlt. Internatio­nale sind immer noch die größte Minderheit. Dennoch kann man in der von Academy-Präsidenti­n Cheryl Boone Isaacs präsentier­ten Liste ein anderes Selbstvers­tändnis erkennen, mit dem Ziel, dem bekanntest­en Filmpreis der Welt wieder mehr Relevanz zu verleihen. Da schadet es nicht, wenn sich wie 2013 mit Michael Hanekes Amour auch ein internatio­naler Kandidat unter den Nominierte­n für den Besten Film befindet.

Außerdem schwächen den Oscar nicht nur seine Auslassung­en – wie bei schwarzen Filmkünstl­ern oder Regisseuri­nnen –, sondern eben auch getroffene Entscheidu­ngen. Aus der Vorhersagb­arkeit von dem, was regelmäßig als Oscar-würdig erscheint, hat sich ein eigenes Format entwickelt: der Unfilm, der auf die Preis-Saison hinproduzi­ert wird. So gesehen könnte mehr Weltkino-Weitblick auch die Überraschu­ngsquote erhöhen.

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