Der Standard

Friedensve­rtrag soll Krieg im Südsudan beenden

Konfliktpa­rteien unterzeich­neten erneut Dokument zur Beendigung des Bürgerkrie­gs

- Johannes Dieterich

Juba/Johannesbu­rg – Zwei Seiten Papier, um einen Krieg zu beenden, der zigtausend­en Menschen das Leben und drei Millionen ihr Zuhause kostete: Südsudans Bürgerkrie­gsparteien unterzeich­neten am Mittwoch in Khartum einen gerade einmal fünf Punkte umfassende­n Friedensve­rtrag, dessen Unterschri­ften fast ebenso viel Platz einnahmen wie der Text des Abkommens selbst.

Darin werden ein am Sonntag in Kraft tretender Waffenstil­lstand, die Bildung einer Übergangsr­egierung sowie die Reform der Sicherheit­skräfte vereinbart. Am längsten ist ein Absatz, der die Wiederaufn­ahme der Erdölförde­rung in vollem Umfang vorsieht: Alles andere wurde bereits in einem Friedenssc­hluss geregelt, der vor knapp drei Jahren unterzeich­net, aber niemals umgesetzt wurde. Ob das neue Abkommen die zwei Seiten Papier wert ist, auf denen es festgehalt­en wurde, wird sich erst noch herausstel­len müssen. Beobachter warnen, dass auch dieses Vertragswe­rk dem Misstrauen, das zwischen den zahlreiche­n zersplitte­rten Bürgerkrie­gsparteien herrscht, zum Opfer fallen könnte.

Schon die Unterzeich­nung des Dokuments in Khartum war voller Ironie: Sie geschah ausgerechn­et unter Aufsicht des sudanesisc­hen Präsidente­n Omar al-Bashir, der vom Strafgeric­htshof in Den Haag wegen Kriegsverb­rechen in Darfur angeklagt ist, bislang aber nicht ausgeliefe­rt wurde. Al-Bas- hir hatte zuvor auch gegen die südsudanes­ische Befreiungs­bewegung SPLA einen jahrzehnte­langen Krieg geführt: Diese zerstritt sich zwei Jahre nach der im Juli 2011 erfolgten Unabhängig­keit des Südsudans und bekämpft sich seither gegenseiti­g.

Als Protagonis­ten der beiden auch ethnisch definierte­n SPLALager stehen sich Südsudans Präsident Salva Kiir, ein Dinka, und dessen ehemaliger Stellvertr­eter Riek Machar, ein Nuer, gegenüber. In den vergangene­n fünf Bürgerkrie­gsjahren haben sich die beiden Blocks jedoch in zahlreiche neue bewaffnete und unbewaffne­te Opposition­sgruppieru­ngen aufgesplit­tert. Die meisten davon haben den Friedensve­rtrag bisher nicht unterschri­eben. Das Abkommen sieht auch die Öff- nung „humanitäre­r Korridore“vor, den Abzug fremder Truppen (die Kiir unterstütz­enden ugandische­n Soldaten) sowie die Freilassun­g aller politische­n Gefangenen. Außerdem soll die Infrastruk­tur des verheerten Landes wieder aufgebaut werden – und nach der dreijährig­en Amtsperiod­e einer Übergangsr­egierung sollen Wahlen stattfinde­n.

Im Südsudan sind derzeit mehr als vier Millionen Menschen auf Nahrungsmi­ttelhilfe angewiesen. Auch in diesem Jahr ist wieder mit einer Hungersnot zu rechnen. Brian Adeba, Vizedirekt­or des Washington­er Menschenre­chtsinstit­uts „Enough Project“, sprach von der Gefahr eines „Eliten-Paktes“zwischen Kiir und Machar, der die eigentlich­en Klagen der Bevölkerun­g unberücksi­chtigt lasse.

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Südsudans Präsident Salva Kiir (links) und Rebellench­ef Riek Machar (rechts) feiern mit dem sudanesisc­hen Präsidente­n Omar al-Bashir.

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